Gastbeitrag von Tonya Schulz
Was in dieser durch die Corona-Pandemie unsicheren Zeit beschworen wird, war und ist für das Überlandwerk Rhön der Grundstein zum Erfolg: Zusammenhalt und das gegenseitige Mit- und Füreinander. Dazu der uneingeschränkte Rückhalt durch ihre Gesellschafter – den Landkreisen, Städten und Gemeinden im Versorgungsgebiet.
Dies galt als Solidargemeinschaft im Gründungsjahr 1920 genauso wie im Jubiläumsjahr 2020. So wurde schon manche, auch unternehmensbedrohende Krise gemeistert.
Die besondere geografische Lage des in dieser Form einmaligen Unternehmens im Dreiländereck der bayerischen, hessischen und thüringischen Rhön war leider auch fatal für das Überlandwerk: die deutsche Teilung trennte das Unternehmen gewissermaßen in zwei Teile.
Die Wiedervereinigung führte dann jedoch wieder zusammen, was zusammengehört.
Weitblickende Politiker sahen die Chance
Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges sollte es wirtschaftlich wieder bergauf gehen. Doch die Rhön wurde dabei ausgespart. Hatte sich in vielen Teilen Deutschlands bereits eine flächendeckende Stromversorgung etabliert, sah keiner der umliegenden großen Regionalversorger die Notwendigkeit, unseren Landstrich zu versorgen.
Weitblickende Politiker und Bürger der Rhön erkannten die Chance, die der Aufbau eines Stromnetzes für ihre Heimat bedeutete: wirtschaftliche Entwicklung in einem damals schwach strukturierten Gebiet und Fortschritt für Gewerbe, Landwirtschaft und letztendlich die damalig meist bäuerlichen Haushalte.
47 Gemeinden des bayerischen Bezirks Mellrichstadt, des damals preußischen Kreises Gersfeld, des weimarischen Verwaltungsbezirks Dermbach und des thüringischen Kreises Meiningen beteiligten sich an der Gründung des zu 100 Prozent kommunalen Stromversorgers. Zahlreiche weitere Gemeinden folgten in kurzer Zeit.
Heute kann das Unternehmen auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, in der etliche Krisen gemeistert wurden.
Gestern wie heute in kommunaler Hand
Waren es zu Spitzenzeiten über 130 Gesellschaftergemeinden, so sind es heute, bedingt durch Gebietsreform und Eingemeindungen, 48 rein kommunale Gesellschafter, inklusive der Landkreise Rhön-Grabfeld und Fulda.
Sie bilden noch heute nahezu die identischen Grenzen der Gründungszeit ab und die Basis dieses auf die Grundversorgung der heimischen Bürger ausgerichteten Unternehmens.
Nicht Gewinnmaximierung, sondern Ausbau und Erhalt der Infrastruktur sowie die stete Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Installationen und Geräten standen und stehen im Vordergrund des unternehmerischen Handelns.
Dazu gehörten neben Bau und Unterhalt des Stromnetzes seit jeher der eigene Elektroinstallationsbetrieb für Haushalte, Gewerbe und Landwirtschaft bis hin zu Industrieunternehmen sowie der Verkauf elektrotechnischer Waren in den hauseigenen Fachgeschäften in Hilders und Bischofsheim.
Größte Krise und Herausforderung durch deutsche Teilung
Seit der Unternehmensgründung bis 1952 kam der Strom für alle Kunden des Überlandwerks aus Kraftwerken in Thüringen, maßgeblich aus dem Kohlekraftwerk in Breitungen an der Werra.
Nach der politischen Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die stromtechnische Trennung des Überlandwerks erst im Jahr 1952. Die Bezirksstellen und Mitarbeiter in Thüringen waren von der Verwaltung in Mellrichstadt abgeschnitten, der Strom für die bayerischen und hessischen Kunden kam nicht mehr aus Thüringen.
Das Unternehmen stand vor der größten Herausforderung der Unternehmensgeschichte.
Hatte man die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre und den Zweiten Weltkrieg überstanden, war wiederum die Solidarität und der Zusammenhalt aller Gesellschafter und Mitarbeiter gefragt. In einer beispiellosen Aktion konnte in kürzester Zeit die Versorgung durch neue, starke Verbindungsleitungen aus dem Raum Bad Kissingen sowie Fulda sichergestellt werden.
Die Solidargemeinschaft hatte sich wieder einmal bewiesen und bewährt. In den folgenden Jahrzehnten der Teilung hat man die thüringischen Gesellschafter und Kollegen nie vergessen.
Mit dem Fall der innerdeutschen Grenze war die einmalige Chance gegeben, die Wiedervereinigung des Überlandwerks anpacken zu können. Die thüringischen Gesellschaftergemeinden wurden zu DDR-Zeiten glücklicherweise nie enteignet und nach langen Verhandlungen konnten 1993 bis auf zwei Gemeinden alle thüringischen Gesellschafter wieder im Unternehmen begrüßt und die Versorgung der Gemeinden aufgenommen werden.
Solidarität bei Wiedervereinigung großgeschrieben
Nun stand die nächste Herausforderung auf der Tagesordnung: die Ertüchtigung und teilweise Erneuerung des thüringischen Netzgebietes. Auch nach vier Jahrzehnten Teilung lebte der Geist des Unternehmens unverändert fort und solidarisch steckten die bayerischen und hessischen Gesellschafter zurück. So wurde in wenigen Jahren der Großteil der Investitionen in den thüringischen Netzanlagen getätigt.
Wie zur Gründungszeit zogen alle Gesellschafter und Mitarbeiter an einem Strang. Es ging wiederum nur um die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Rhön.
Schon nach relativ kurzer Zeit war die Trennung des Unternehmens vergessen und alle Mitarbeiter bewegten sich in ihrem Netzgebiet ohne Gedanken an Landesgrenzen. Das Überlandwerk arbeitet, so wie es der Gedanke der Gründerväter war, in der Rhön für das Wohl und die sichere Versorgung der heimischen Bevölkerung.
Der absolute Zusammenhalt der Gesellschafter zeigte sich bei der Neuvergabe der Konzessionen. Alle versorgten Gesellschaftergemeinden schlossen im Jahre 2018 neue Konzessionsverträge mit dem Überlandwerk für weitere 20 Jahre, beginnend ab 2019.
Ein Beweis für diese mittlerweile einhundertjährige Solidargemeinschaft und gleichzeitig das sichere Fundament für die Fortführung des Unternehmens in den kommenden Jahrzehnten.
Jubiläumsaustellung verschoben
Die Zusammenkunft der Gesellschafter anlässlich des Jubiläums im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Damit verbunden auch die Übergabe und Eröffnung der Sonderausstellung im Museum mit dem Titel „Strom für die Rhön – Überlandwerk Rhön 1920-2020“. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Auch jetzt wird sich der Zusammenhalt im Unternehmen zeigen. Sobald es die allgemeine Lage zulässt, wird ein neuer Termin für die Ausstellungseröffnung bekannt gegeben. Die interessierte Bevölkerung kann sich dann intensiv mit der historischen Entwicklung des Überlandwerks bis heute und mit Geschichten rund um die Stromnutzung in der Rhön auseinandersetzen. Praktische Elemente und Aktionen machen den Besuch besonders anschaulich.
Tag der offenen Tür in Planung
Der für den 27. September geplante Termin für den Tag der offenen Tür auf dem Gelände des Überlandwerks in Mellrichstadt steht derzeit noch und wird weiter geplant. Alle Verantwortlichen und die gesamte Belegschaft hoffen, dass sie an diesem Tag das breite Leistungsspektrum des heimischen Energiedienstleisters präsentieren und allen Besuchern einen interessanten Tag gestalten können.
Dank an alle Ehrenamtlichen und die Bevölkerung
Der Aufsichtsrat und die Geschäftsleitung des Überlandwerks möchten sich an dieser Stelle ganz besonders bei allen Ehrenamtlichen für ihr großes Engagement und bei der Bevölkerung für ihr rücksichtsvolles Miteinander in der momentan nicht ganz einfachen Situation bedanken.
Auch hierin spiegelt sich das Leitmotiv unseres Unternehmens – Zusammenhalt und Gemeinschaftsgeist – wider und lässt uns gemeinsam mit Ihnen weiter zuversichtlich in die Zukunft blicken – die Rhön steht auch heute und in schwierigen Zeiten zusammen.
Wichtige Informationen auf Grund der Corona-Pandemie
(Stand 26.03.2020)
Der Kundenservice der Überlandwerk Rhön GmbH ist während der Corona-Krise ausschließlich telefonisch und per Mail erreichbar:
Tel. 09776 61 600
Mail: kundenservice@uew-rhoen.de
Bitte beachten Sie: Das Kundencenter in Mellrichstadt sowie die Bezirksstellen sind für den
Publikumsverkehr geschlossen.
Die Verkaufsgeschäfte sind für den Publikumsverkehr geschlossen. Telefonisch erreichen Sie diese über 06681 967 83-0 oder per Mail: verkauf@uew-rhoen.de
Der Störungsdienst ist rund um die Uhr unter Tel. 09976 61-0 erreichbar.
Wir bitten, im Sinne Ihrer und der Gesundheit unserer Mitarbeiter, um Berücksichtigung.