Gastbeitrag von Alfred Most
Das idyllische Dörfchen Solz, mit seinen 200 Einwohnern, ist Ortsteil von Rippershausen und gehört heute zur 10 km entfernten Stadt Meiningen. Es liegt auf einer Höhe von 343 m an der Bergen der Vorderrhön.
Ernst Ludwig wurde als Sohn des Pfarrers Johann Ludwig Heim (1704–1785) am 22. Juli 1747 im Pfarrhaus in Solz geboren. Der Vater war sehr gelehrt und hochgebildet. Seine Mutter war Dorothea Regina geb. Wagner (1719–1764), die Tochter des Pfarrers in Friedelhausen Christoph Sigismund Wagner und seiner Frau Magda Regina, geb. Schelhas. Ernst Ludwig hatte noch 3 Brüder.
Vater Johann Ludwig erteilte seinen Kindern den ersten Unterricht. Sie erhielten eine christlich und sozial geprägte Erziehung und konnten schon sehr früh ihren Interessen und Neigungen nachgehen. Von 1740 an stellte die Familie Heim über 200 Jahre lang, mit wenigen Unterbrechungen, vier Pfarrer in Solz.
Mit 16 Jahren besuchte er das Lyzeum illustre in Meiningen (heute: Henfling-Gymnasium) und begann zu Ostern 1766 sein Studium an der Universität Halle. Neben seiner medizinischen Ausbildung hörte er Vorlesungen in Chemie, Astronomie und Botanik.
Nach seinem Studium promovierte er 1772 zum Doktor der Medizin. Eine Universitätslaufbahn schlug er aus und begab sich mit seinem Freund Friedrich Wilhelm Daniel Muzell (später Leibarzt von Friedrich dem Großen), auf eine Studienreise durch Europa.
1783 zog er nach Berlin an den Gendarmenmarkt und eröffnete eine Praxis in der Markgrafenstraße. Er erwarb sich dort große Anerkennung und Popularität.
Jährlich behandelte er drei- bis viertausend Patienten, wobei er als Armenarzt viele der armen Patienten kostenlos behandelte und nicht selten auch die Arzneikosten übernahm. Bei der Behandlung der Patienten machte Heim keine Unterschiede, fiel aber durch witzige oder zuweilen auch grobe Bemerkungen auf, die als Beispiele für seine Beliebtheit beim einfachen Volk gelten.
Er zählte zu den gesuchtesten und fachlich hochstehensten Ärzten von Berlin, mehr noch: er wurde ein unvergängliches Vorbild seines Standes.
Neben seiner Vorbildung verdankte er seine ärztlichen Erfolge seiner sprichwörtlichen Sicherheit schneller Diagnostik. Sein Ansehen verdankte er nicht nur dem allgemeinen Vertrauen in seine Kunst, sondern auch seiner religiös begründeten und von Herzen kommenden Menschlichkeit.
Er heiratete 1780 in Spandau Charlotte Maekker (1764–1842). Sie war die Tochter des Kaufmanns Johann Peter Maekker und Maria Catharina geb. Tesmern. Heim hatte mit seiner Frau zwei Söhne und sechs Töchter, 3 Kinder starben in frühestem Kindesalter.
Heim wurde 1822 anlässlich seines 50-jährigen Doktor-Jubiläums aufgrund seiner jahrzehntelangen Verdienste und seiner Uneigennützigkeit Ehrenbürger von Berlin.
Am 15. September 1834 verstarb der hochgeschätzte Arzt im Alter von 87 Jahren in Berlin. Sein Grab, das auf dem Friedhof II der Jerusalemer und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg liegt, wurde in die Liste der Ehrengräber der Stadt Berlin aufgenommen.
Nach E. L. Heim sind öffentliche Einrichtungen und Straßen in Berlin benannt, darüber hinaus wurden zahlreiche Denkmäler für ihn errichtet und über 16 Biographien erschienen bisher.
Die Deutsche Bundespost Berlin ehrte den Arzt anlässlich seines 150. Todestages 1984 auf einer Briefmarke, bei der auch sein Humor durch ein Augenzwinkern zum Ausdruck gebracht wurde.
Der jüngste Bruder Friedrich Timotheus Heim wurde 1751 in Solz geboren, war Pfarrer in Effelder bei Sonneberg und verstarb 1820 eben dort. Sein Interesse galt der Botanik, im speziellen dem Obstbau. Ihm wird die Überlieferung des ältesten Rezeptes für die vielgepriesenen Thüringer Klöße zu geschrieben.
Von 1740 an waren von der Familie Heim über 200 Jahre lang, mit wenigen Ausnahmen, vier Pfarrer in Solz.
In umfangreichen Beiträgen der Ausgabe 6 der „Heimatblätter – thüringische Rhön“ wird der berühmte Arzt Ernst Ludwig Heim aus Solz und der Erfinder der Wolkenkratzer Dankmar Adler aus Stadtlengsfeld vorgestellt.
Die neue Ausgabe beinhaltet weiterhin auch die Beiträge ‚Der Bauernkrieg in der Region Bad Salzungen’ sowie ‚Osterbräuche in der Rhön’, die Dörfer ‚Wiesenthal und Wiesenfeld’ und der ‚Barfußpfad in Frankenheim’ sowie den „Berg der blauen Blume“ und weitere historische und literarische Beiträge vom Werratal bis zur Rhön.
Erhältlich sind die „Heimatblätter“ in den Buchhandlungen in Bad Salzungen, Vacha (Olaf Ditzel) und Kaltennordheim (Greifzu und Köhler) sowie bei Schreibwaren Andritschke in Geisa, Jenny’ Schatzkiste Stadtlengsfeld, Igros-Agentur Stepfershausen und im Post- und Presseshop in Dermbach.
Fotos: Wikipedia