Gastbeitrag von Anna Ziert
„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“, so lautet ein altes Sprichwort. Und es stimmt. Denn wenn man Geschenke macht, kommt man miteinander in Kontakt.
In Zeiten von Corona und der damit verbundenen Kontaktbeschränkungen ist das allerdings schwierig. Besonders Gruppen und Vereine haben darunter sehr zu leiden – so auch der Kirchenchor Tann.
Mit dem „Segen to go“ konnte dessen Musik aber bisher weiterklingen, und viele Sänger und Zuhörer waren erfreut über die veröffentlichten Aufnahmen, die mittels Segenskarten durch ganz Deutschland wanderten.
Zu Ostern hatte Kantor Thomas Nüdling allen Sängern einen Gruß geschrieben und mit einem Präsent jedem persönlich vorbeigebracht:
„Normalerweise kommen die Sänger zu mir – dieses Mal war es umgekehrt“ sagt er und verbrachte unterstützt von Sängerin Kerstin Schuch mit dieser Aufgabe den Ostersonntag auf Fahrten durch das Ulstertal.
Als besonders schmerzvoll erwies sich aber nun das Pfingstfest:
„Normalerweise ist das DER Konzerttermin in unserem Kalender und wir gestalten seit Jahrzehnten ein großes Chor- und Orchesterkonzert“, sagt Susanna Leubecher, Sprecherin des Kirchenchores. „Unglaublich, dass am Fest der vielen Sprachen die universelle Sprache der Musik nicht zum Klingen kommen und das Pfingstfest sang- und klanglos verstreichen soll“, ergänzt Thomas Nüdling.
Und genau das waren Anlass und Antrieb für ihn, um Pfingsten für die 70 Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores eben doch musikalisch zu machen: So hat er in Zeiten des Lockdowns eine „Festliche Fanfare“ auf der Basis biblischer Texte komponiert.
Sängerin Imka Heinzeroth hat sie in ein frisches Layout verpackt und für den Druck gesorgt. Das Besondere daran: Die Fanfare ist dem „Kirchenchor Tann“ gewidmet. Um das zu verdeutlichen, hat Nüdling jeder Sängerin und jedem Sänger eine persönliche Widmung in den Notendruck geschrieben und die Noten signiert.
„Sobald es möglich ist, wollen wir die Fanfare gemeinsam singen und aufführen“, motiviert er seinen Kirchenchor in einem Begleitschreiben.
Die Sängerinnen und Sänger ahnten nichts von dieser Überraschung. Antje Dänner war sehr gerührt; die frisch gedruckten Noten in den Händen haltend sagt sie:
„Das ging unter die Haut.“ Von einer Freude und Ehre, die dem Kirchenchor damit bereitet würde, spricht Carola Brommer.
Die meisten, darunter auch Verena Gass, Tatjana Seydel und Klaus Fladung freuen sich jetzt noch mehr auf das hoffentlich baldige Singen im Chor und das Erklingen der neuen Komposition.
Und da kommt die Frage an den Komponisten: Wie klingt die „Festliche Fanfare“? Thomas Nüdling verrät:
„Sie ist ein glänzendes und knalliges Werk für Chor, Orgel und Pauken und bildet damit einen akustischen Gegenklang zur Corona-Stille.“ Sie sei dem Kirchenchor auf den Leib geschrieben und würde, da ist sich Nüdling sicher, nicht nur den Sängern, sondern auch den Zuhörern und dem lieben Gott Freude bereiten. Wann genau sie uraufgeführt wird, weiß Nüdling noch nicht:
„Aber sie wird das erste Werk sein, das wir proben, sobald es wieder möglich ist.“