Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Eine eigene „Rhöntomate“ anbauen: Das haben sich die Bayerische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und das Fränkische Freilandmuseum Fladungen im Rahmen eines Projekts zur Nutzpflanzenvielfalt vorgenommen.
Im März ist das Experiment mit dem Ansäen gestartet, im Mai waren die Pflanzen auf das Gelände des Freilandmuseums umgezogen. Nun sind die ersten Tomaten reif – und wurden einem Geschmackstest unterzogen.
Die Idee kam Julia Rösch von der Bayerischen Verwaltung, als sie auf das Hausgarten-Tomaten-Züchtungsprojekt (HATO) von Dreschflegel e.V. gestoßen war.
HATO heißt: Viele Gärtnerinnen und Gärtner entwickeln gemeinsam Tomatensorten weiter, anstatt die Züchtung nur den Saatgutfirmen zu überlassen. Neben 60 weiteren Sorten bekam Dreschflegel unter anderem eine „Rhöntomate“ geschickt.
Alle Sorten wurden getestet, gekreuzt und vermehrt und gingen danach wieder in die Hausgärten zum Anbau und zur Selektion der besten Pflanzen. Auch Julia Rösch erhielt Tomatensamen, um sie im Rhöner Klima auszusäen.
Nachdem die Pflänzchen auf der Fensterbank der Verwaltungsstelle in Oberelsbach herangewachsen waren, hatte Rösch sie in die Obhut von Thomas Hemmert, Gärtner beim Fränkischen Freilandmuseum Fladungen, übergeben.
Er setzte die Rhöntomate sowohl in das Gewächshaus als auch in den Bauerngarten des Museums.
So konnten die Besucherinnen und -besucher das Projekt über den Sommer hinweg mitverfolgen. Gedüngt wurde nur ökologisch: mit Rhönschafwolle. Der Erfolg der Pflanzaktion wurde nun im Freilandmuseum begutachtet. Sofort fiel auf, dass es der Rhöntomate im Freien besser gefällt:
Die Pflanzen im Gewächshaus waren eher mäßig gediehen, und reife Früchte gab es hier Ende August noch nicht. Im Bauerngarten hingegen sah der Bestand prächtig aus, befanden Julia Rösch, Thomas Hemmert und Patricia Linsenmeier, Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragte des Museums.
Die Rhöntomate aus dem Fladunger Bauerngarten lag sodann im Geschmackstest klar vorn. Somit stand fest:
Das Klima in Fladungen bot in diesem Jahr gute Voraussetzungen, mit dem selbst so sonnenhungrige Pflanzen wie Tomaten zurechtkommen. Die Früchte sollen nun im kommenden Jahr für den Wiederanbau verwendet werden und erneut in den Bauerngarten kommen – hierzu erklärten sich Thomas Hemmert und die Museumsleitung sofort bereit.
„Als Teil des kulturellen Erbes und als Reserve für künftige Anforderungen ist es von großer Wichtigkeit, die Vielfalt unserer gezüchteten Tiere und Pflanzen zu erhalten“, betont Museumsleiterin Ariane Weidlich.
Ausführliche Informationen zum Projekt „Biodiversität im Garten und auf dem Acker“ finden Interessierte unter: