Erinnerung – Am Besten für Immer – Festakt auf Point Alpha bei Rasdorf und Geisa

Gastbeitrag von Wolfgang Weber

Freiheitswille, eine friedliche Revolution und das Zusammenwachsen einer Nation - die Wiedervereinigung jährte sich am 3. Oktober 2020 zum 30. Mal. Um die Erinnerung daran wach zu halten, fand am Freitag in der Gedenkstätte Point Alpha der traditionelle Festakt mit Kranzniederlegung zum Tag der Deutschen Einheit statt.

Als Hauptredner sprach der ehemalige Verteidigungsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, der verriet, dass die Gedenkstätte im sehr am Herzen liegt. Gründe dafür lieferte er in einem eindrucksvollen Vortrag.

Point Alpha – vom heißen Ort im Kalten Krieg zum Lernort der Geschichte“ – Fachliteratur über den authentischen Geschichtsort überreicht der Geschäftsführer der Point Alpha Stiftung, Sebastian Leitsch, an Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg als Geschenk.

Der Besuch des ehemaligen US-Camps Point Alpha weckt bei zu Guttenberg Erinnerungen an unbeschwerte Sommerwochen in seiner Kindheit in Eckweisbach. Hier fuhr er mit seinem Vater auch entlang der innerdeutschen Grenze mit ihren Wachtürmen und dem Stacheldraht.

Zwischen Rasdorf und Geisa werden bei ihm aber auch berührende Augenblicke der Jahre 1989 und 1990 lebendig.

„Wo immer Frieden und Freiheit bejubelt wurden, gab es Glücksmomente“, sagt der 48-Jährige.

Wissenswertes und Hintergründe über die Ausstellungen erhielt der ehemalige Verteidigungsminister vom ehrenamtlichen Vorstand und Zeitzeugen Berthold Jost.

Zu Guttenberg glaubt, die letzten 30 Jahre hätten gezeigt, dass man das Wechselspiel von Wendepunkt und Auftrag begriffen habe. Deutschland sei ein Land mit alten und neuen Schwächen, aber eben auch ein Land mit alten und neuen Stärken.

Die Gedenkstätte Point Alpha ist für zu Guttenberg aber auch ein Ort des Herzens. Er mahnte mehr zu tun, als sich lediglich nur zu erinnern oder es uns in Europa bequem zu machen.

Der Stiftungsratsvorsitzende und Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport Dr. Stefan Heck begrüßte zum Festakt in der Fahrzeughalle des US-Camps zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft.

„Der 3. Oktober markiert einen historischen Wendepunkt für Deutschland, Europa und die Welt. Einzeln, aber auch im Zusammenhang betrachtet, ergibt sich ein klares Plädoyer: weg vom Gegeneinander, hin zum Miteinander.

71 Jahre nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes, fast 60 Jahre nach dem Mauerbau können wir heute auf 30 Jahre Deutsche Einheit mit Dank zurückblicken“ stellte Dr. Heck fest.

In seinen Ausführungen spannte Dr. Heck ein Bogen von den historischen Ereignissen in der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Der 3. Oktober sei nicht nur der glücklichste und wichtigste gesamtdeutsche Feiertag, sondern auch ein Freiheitstag, der nie in Vergessenheit geraten dürfe.

Erst trugen sie sich in die „Goldenen Bücher“ der Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf, der Stadt Geisa und der Point Alpha Stiftung ein und stellten sich dann den Fotografen (von links): Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn, Dr. Stefan Heck, Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel, Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, die Ministerialdirigentin für Kultur in der Thüringer Staatskanzlei, Elke Harjes-Ecker, Sebastian Leitsch und Brigadegeneral Joseph A. Papenfus. Einen regen Meinungsaustausch zu „30 Jahre Deutsche Einheit“ gab es schließlich beim Empfang in der Gaststätte „Blackhorse Inn“. Die Musikalische Umrahmung an diesem Tag hatte das Bläser-Quintett des Thüringer Polizeimusikkorps unter Leitung von Christian Beyer übernommen.

Auf Basis der historischen Ereignisse sei Point Alpha ein Ort, der insbesondere auf die Gegenwart und in die Zukunft wirke und dabei neue Perspektiven und Blickwinkel eröffnen möchte.

Dr. Heck übermittelte auch eine Botschaft des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und der Hessischen Landesregierung:

„Wir sind es den Opfern der SED-Diktatur schuldig, für den Erhalt der Gedenkstätten und Museen an der ehemaligen Grenze Sorge zu tragen. Nur durch Authentizität und Anschaulichkeit können wir gewährleisten, dass das historische Erbe der Nachkriegsjahre auch in Zukunft erhalten bleibt.“

Als weitere Redner überbrachten die Ministerialdirigentin für Kultur in der Thüringer Staatskanzlei, Elke Harjes-Ecker die Grußworte für den Freistaat Thüringen und für die United States Army Europe sprach der Brigadegeneral Joseph A. Papenfus.

Als Dolmetscher fungierte Major Eric Kirsch, vom Hauptquartier der US-Army in Wiesbaden.

„Es wird immer schwieriger nachzuempfinden, wie es den Menschen damals ergangen ist. Aber glücklicherweise können wir nach 30 Jahren noch mit vielen, die die Zeit selbst erlebt und diese Erfahrungen gemacht haben, ins Gespräch kommen“, stellte Sebastian Leitsch, Geschäftsführer der Point Alpha Stiftung, fest.

Leitsch zeigte sich davon überzeugt, dass die Frage, wie lange wir noch an die Teilung erinnern „müssen“ und Gedenkstätten wie Point Alpha notwendig seien, ganz einfach beantwortet werden könne:

„Hier kann nur „Immer“ die richtige Antwort sein!“

Denn die Pflicht als Demokraten sei es dafür zu sorgen, dass es nicht wieder zu einer solchen Situation in Deutschland und in Europa komme. Frieden, Freiheit und Demokratie dürften nicht zu Worthülsen werden, sondern Ziel müsse es sein, sie durch den Besuch der Gedenkstätte Point Alpha mit Inhalt zu füllen.