Gastbeitrag von Wolfgang Weber
Die Stasi als Machtinstrument des Unterdrückungsapparates bietet immer noch Stoff für Spekulationen und Diskussionen.
Anstoß für einen regen Austausch zu dem Thema gab die Lesung vom Herausgeber Prof. Jürgen Haase aus dem Buch „Die Anhörung – Wolfgang Schnurs Doppelleben als Stasi-Spitzel und Anwalt politisch Verfolgter“.
Der Liedermacher Stephan Krawczyk trat als zweiter Protagonist auf der Bühne im Haus auf der Grenze zugleich als Zeitzeuge auf, den Wolfgang Schnur einst verraten hatte.
In den Lesepausen griff der 1988 aus der DDR nach Westdeutschland abgeschobene Musiker und Schriftsteller Stephan Krawczyk zu Gitarre und Harmonika und ergänzte seine
eindrucksvollen Liedtexte mit Erzählungen über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen zu Unterdrückung, Revolution und Transformation.
Dabei wurde deutlich, was Bespitzelung, Demütigungen, Repressalien, Berufsverbot und schließlich Ausweisung mit Menschen machen. Auch mit seinen Bewertungen über die Rolle der Stasi hielt Krawczyk nicht hinterm Berg.
Im Blick auf die Geschehnisse um seine Person könne er sich im Rückspiegel durchaus vorstellen, dass gewisse Strömungen in der Staatssicherheit am Ende sogar dem Umsturz des DDRSystems nicht abgeneigt waren.
„Die wussten doch schon lange, dass nichts mehr geht, und haben so den besten Weg gesehen, dem geballten Volkszorn zu entkommen.“
Diese Hypothese zog eine angeregte Diskussion nach sich, bei der die Meinungen zwischen „undenkbar“, „abwegig“, „abenteuerlich“ und „alles ist möglich“ pendelten.
Der Wissenschaftliche Leiter der Point Alpha Stiftung, Dr. Roman Smolorz, der zu Beginn die Gäste begrüßt und dem Wilhelm-Fraenger-Institut für die Kooperation gedankt hatte, stellte fest, dass das ganze Ausmaß der Stasi-Geschichte und deren Auswirkungen offensichtlich längst noch nicht aufgearbeitet seien. Die Historiker hätten hier noch einen Berg an Arbeit vor sich.