Gastbeitrag von Franziska Kohorst
Im Geisaer Ortsteil Ketten hat der Wasser und Abwasser-Verband Bad Salzungen (WVS) die Bauarbeiten für die zentrale Kläranlage abgeschlossen. Der Probebetrieb verlief erfolgreich und die ersten Abwässer aus Ketten werden bereits in der neuen Anlage gereinigt.
Mit dem symbolischen Bandschnitt haben alle Beteiligten die Anlage nun auch offiziell in Betrieb genommen.
Das neue Klärwerk besteht aus einer modernen Scheibentauchköperanlage, die das Abwasser von bis zu 225 Einwohnern nach dem Stand der Technik reinigt. Der Anlage vorgeschaltet sind ein Entlastungskanal und ein 30 Meter langer Stauraumkanal.
Dessen Aufgabe ist es künftig, bei Starkregen die Ortskanalisation zu entlasten und den „ersten Schmutzstoß“ zu speichern, um den Apfelbach vor Verunreinigungen zu schützen. In den nachfolgenden drei Vorklärbecken setzen sich die noch enthaltenen groben Stoffe und die ungelösten organischen Stoffe aus dem Schmutzwasser ab.
In der Scheibentauchkörperanlage wird das Abwasser dann biologisch gereinigt. Hier sorgen Mikroorganismen dafür, die noch enthaltenen biologischen Verunreinigungen abzubauen. Dabei entwickeln sich auf den sich drehenden Scheibentauchkörpern Bakterien, die einen biologischen Rasen (Klärschlamm) bilden.
Die Bakterien nehmen während ihres Auftauchens aus dem Abwasser Sauerstoff auf und absorbieren beim Abtauchen die zersetzte Verschmutzung und bauen somit die gelösten Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen ab. Durch die Drehung der Scheiben wird der biologische Rasen kurz gehalten.
Dieser Klärschlamm fällt bei genügender Dicke ab und wird über Rohrleitungen weitertransportiert. Im Reinigungsprozess wird zusätzlich das Fällmittel Eisen(3)-Chlorid-Sulfat-Lösung eingesetzt. Dadurch wird die ins Gewässer eingebrachte Phosphatbelastung verringert.
Zum Schluss wird der Klärschlamm in der Nachklärung durch Lamellenabscheider vom gereinigten Wasser getrennt. Der verbleibende Schlamm wird zurück in ein Vorklärbecken geleitet, vom WVS abgefahren und auf der Kläranlage Bad Salzungen energetisch weiterverwertet. Das gesäuberte Wasser wird am Ende der Reinigung in den Apfelbach eingeleitet.
Die neue Kläranlage kann pro Tag bis zu 97 Kubikmeter Schmutzwasser aus den Haushalten reinigen. Das sind insgesamt 35.583 Kubikmeter Abwasser im Jahr.
Für die Umsetzung der zentralen Abwasserentsorgung in Ketten traf der WVS bereits Vorbereitungen und verlegte in 2018 im Feldweg unterhalb der Ortslage einen Zulaufsammler zum Kläranlagenstandort. Die Ortslage Ketten ist schon in vielen Teilen mit einem funktionsfähigen Mischwasserkanal ausgestattet.
Im Bereich Feldweg Anbindung Gotthardser Straße wurde noch ein Teilstück des Mischwasserkanals ergänzt. Außerdem ist die Verbindung zwischen dem Kanal-Ortsnetz und dem Verbindungsammler im Bereich des Weges Am Hauck hergestellt worden.
Mit der Fertigstellung der Kläranlage hat der WVS das Abwasserbeseitigungskonzept für Ketten weiter umgesetzt. Insgesamt wurden Baukosten in Höhe von 1,986 Millionen Euro investiert. Davon rund 600.000 Euro für die Kläranlage und 700.000 Euro für den Stauraumkanal.
Weitere 600.000 Euro wurden unter anderem in die Anbindung des Ortsnetzes, die Elektro- und Steuerungstechnik, den Baugrund und die Planungsleistungen investiert. Der Freistaat Thüringen hat den Kläranlagenbau mit 365.000 Euro aus den Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) gefördert.
„Im Interesse unserer Bürger freuen wir uns darüber, dass der WVS für den Ortsteil Ketten eine zentrale Lösung für die Abwasserbeseitigung umgesetzt hat“, so Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Heiko Pagel bedankte sich bei der offiziellen Inbetriebnahme bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Umsetzung des Projektes. Mit der Planung und Überwachung war die rebo consult ingenieurgesellschaft mbH aus Unterbreizbach beauftragt.
Die ELAplan GmbH aus Ilmenau hat die Planung der Elektro- und Steuerungstechnik gemacht. Die Bauarbeiten wurden von der Mohr-Bau-GmbH aus Barchfeld und der BN Automation AG aus Ilmenau ausgeführt.
„Sobald es uns möglich ist, werden wir die Anwohner und alle Interessierten zu einem Tag der offenen Tür auf der Kläranlage einladen“, kündigte Pagel an.