104 Millionen Euro – Abwasser-Verband Bad Salzungen investiert in die Region

Gastbeitrag von Rüdiger Christ & Franziska Kohorst

Auf der öffentlichen Verbandsversammlung des Wasser und Abwasser-Verband Bad Salzungen (WVS) in der Kulturscheune in Gumpelstadt am Mittwoch stand auch die Fortschreibung des Abwasserbeseitigungskonzeptes auf der Tagesordnung.

Bis 2030 plant der WVS rund 104 Millionen Euro in Abwasserprojekte zu investieren.

Bis 2025 soll es keine Gebührenerhöhung geben.

Verbandsversammlung des Wasser und Abwasser-Verband Bad Salzungen (WVS) in der Kulturscheune Gumpelstadt

Verbandsvorsitzender Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl, nannte den WVS das größte Umweltschutzunternehmen des Wartburgkreises.

Der Anschlussgrad im Abwasserbereich liegt derzeit bei rund 69 Prozent, bis 2031 sind 81 Prozent geplant.

Bohl wies auch darauf hin, dass es Bürgerinitiativen gibt welche Anschlüsse an zentrale Kläranlagen verhindern wollen. Im Wartburgkreis aber gibt es eine Bürgerinitiative die sich für den Anschluss an zentrale Kläranlagen einsetzt.

Die Straße "Lichte" in Empfertshausen
Ausbau des Netzes in Empfertshausen

Gute Nachrichten gibt es auch für Empfertshausen. Hier soll der Anschlussgrad des Ortes an die zentrale Kläranlage Neidhartshausen in den nächsten Jahren weiter erhöht werden, berichtet Gemeinderat Valentin Zentgraf.

Dies betrifft die Straßen „Lichte“ und „Andenhäuser Straße“.

 

WVS Werkleiter Heiko Pagel

WVS-Werkleiter Heiko Pagel stellte das Konzept im Vorfeld bereits dem Verbraucherbeirat vor, der ebenfalls die Pläne des Verbandes befürwortet.

Zentrale Abwasserbehandlung:

Ziel des ABK bis 2030 ist es, die Orte, in denen mehr als 200 Einwohner leben, mit einer zentralen Abwasserbehandlung auszustatten. Das ist die wesentliche Aufgabe, die das Thüringer Wassergesetz dem WVS als Abwasserentsorger stellt.

Darunter gehören unter anderem Weilar (2022), Urnshausen (2023), Schleid (2024), wie auch Gehaus (2027), Wiesenthal, (2029) und Wiesenfeld (2030).

Nach 2030 stehen noch Oberrohn, Bernshausen, Sorgra und Möllersgrund auf dem Plan.

Dass die Umsetzung gelingen kann, zeigt das Sonderprogramm der Jahre 2014 bis 2021, das bereits gut funktioniert hat. In 27 Orten ist der zentrale Anschluss entweder bereits hergestellt, wie in Otzbach, Neidhartshausen, Wölferbütt, Bremen, Fischbach/Diedorf und Klings.

Oder die Arbeiten dafür laufen aktuell noch, wie zum in Unterrohn, dessen Ortslage den Anschluss an die Kläranlage in Bad Salzungen erhält.

Vollbiologische Kleinkläranlagen in Orten mit Kanal:

Des Weiteren sieht das ABK vor, dass in den Gebieten mit Kanal vollbiologische Kleinkläranlagen von den Grundstückseigentümern errichtet werden. In diesen Orten wird das Abwasser über vollbiologische Grundstückskläranlagen in einen Kanal des WVS eingeleitet.

Hierfür stehen Fördergelder des Freistaates Thüringen zur Verfügung, die von den Grundstückseigentümern abgerufen werden können. Der WVS berät und unterstützt sie bei der Fördermittelbeantragung. In einigen Siedlungsgebieten (bereits abgehakt) wurden die Eigentümer schon informiert.

Vollbiologische Kleinkläranlagen in Orten ohne Kanal:

Das ABK erfasst zudem die Orte, in denen die Abwasserentsorgung über vollbiologische Kleinkläranlagen in ein Gewässer erfolgt. Diese Siedlungsgebiete ohne Kanalanschluss liegen in der Verantwortung der Unteren Wasserbehörde.

Dazu zählen unter anderem Apfelbach, Hartschwinden, Mühlwärts, Steinberg und Zitters. Die Untere Wasserbehörde informiert die Grundstückseigentümer über den Bau von vollbiologischen Kleinkläranlagen.

Anschlussgraderhöhung auf 81 Prozent:

Für die Erstellung des Konzeptes wurden im Vorfeld zahlreiche Abstimmungsgespräche mit den Mitgliedsgemeinden des Verbandes und den Behörden geführt, neue Investitionskostenansätze aufgestellt und Pläne für jedes einzelne Siedlungsgebiet angefertigt.

Für die Umsetzung der Projekte spielen die Fördermittel aus dem Abwasserpakt des Freistaates Thüringen und den EU-Förderprogrammen eine wesentliche Rolle.

„Unter den Voraussetzungen, dass das Fördermittelvolumen aufrechterhalten wird, die Mitgliedsgemeinden ihre Projekte mitfinanzieren und somit das Solidarprinzip des Verbandes auch weiterhin bestehen bleibt, können wir die Anschlussgrad in unserem Verband bis 2030 auf 81 Prozent erhöhen“, erläutert Pagel.

Investitionskosten und Fördermittel:

Für die Umsetzung des ABK in den Jahren 2021 bis 2030 sind schätzungsweise insgesamt 104 Millionen Euro notwendig. „Bei der Planung der Investitionen sind wir von der aktuellen Preissteigerung im Kanalbau ausgegangen. Die Baupreise sind auf 171 Prozent gestiegen“, so Pagel.

Der WVS fährt die vormaligen jährlichen Investitionsvolumen zurück. „In den letzten drei Jahren wurden zwischen 17 und 19 Millionen Euro in den Ausbau der Abwasserentsorgung gesteckt. Eine Herausforderung, die wir auf Dauer nicht stemmen können.“

Geplant ist außerdem, etwa 25 Millionen Euro Fördergelder abzurufen.

Verbandsversammlung des Wasser und Abwasser-Verband Bad Salzungen (WVS) in der Kulturscheune Gumpelstadt
Keine Gebührenerhöhung vor 2025:

Im Vorfeld der Verbandsversammlung wurden die Verbraucherbeiräte in ihrer Sitzung am 31. Mai über die Pläne informiert. Sie nutzen die Gelegenheit, um Fragen zu stellen. Unter anderem danach, ob der Verband die notwendige Finanzstärke zur Bewältigung des ABK aufbringen kann oder ob die Verbraucher mit einer Anpassung der Gebühren und Beiträge rechnen müssen.

Der Werkleiter bekräftigte, dass die aktuelle Gebührenkalkulation, die für den Zeitraum von 2021 bis 2024 beschlossen wurde, die Investitionen bis 2024 deckelt.

„Für den Fall, dass der Freistaat sein Fördervolumen aus dem Abwasserpakt zurückfährt, können unter Umständen nicht alle Maßnahmen wie geplant umgesetzt werden.“

Gegebenenfalls muss der Verband dann ab 2025 mit einer Gebührenerhöhung weiterplanen, um die Vorgaben des Thüringer Wassergesetzes zur Erhöhung des Anschlussgrades an die zentralen Kläranlagen erfüllen zu können.