Gastbeitrag von Josephine Ißbrücker
Nach etwas mehr als einem Monat Schonzeit war es Ende Mai nun endlich so weit: Die beiden Storchenküken, die im Nest auf dem Storchturm am Gradierwerk zuhause sind, wurden beringt.
Klaus Schmidt aus Breitungen engagiert sich seit nunmehr 60 Jahren für die Störche in der Werraaue. Der Vogelexperte des NABU Thüringen hatte den Jungstörchen genug Zeit gegeben, groß und kräftig genug zu werden, um den Ring am Bein tragen zu können.
Man wolle unbedingt vermeiden, dass der Ring den Storchenküken vom Oberschenkel über das Knie rutsche und die Bewegungsfähigkeit des Tieres einschränke. Daher muss Klaus Schmidt stets abwarten, bis die Küken ein gewisses Alter erreicht haben.
Im Fall der Bad Salzunger Störche schätzt er die Küken zum Zeitpunkt der Beringung auf etwa fünf Wochen – sie seien rund eine Woche vor dem sturmbedingten Ausfall der Storchenkamera Anfang Mai geschlüpft.
Zunächst hatte die Störchin fünf Eier gelegt, aus denen tatsächlich fünf Küken geschlüpft waren – bei der Turmbesteigung zeigte sich jedoch, dass nur zwei Jungstörche überlebt haben.
Dass nicht alle Küken die ersten Wochen überleben, habe viele Gründe, erklärte Schmidt. In diesem Fall vermutet er, das sehr warme Wetter in der ersten Maihälfte habe dafür gesorgt, dass die Storcheneltern nicht genug Futter gefunden haben und die Küken somit nicht optimal versorgen konnten.
Da die Storchenkamera nicht funktionsfähig war, sei dies aber nicht eindeutig nachweisbar. Während der Beringung verfallen die Storchenküken üblicherweise in eine Art Schockstarre und wehrten sich daher nicht gegen die unerwartete Behandlung durch Klaus Schmidt.
Im Nest hatten die Storcheneltern allerhand Unrat gesammelt: Bauhandschuhe, Gummiringe, Stricke und Dämmwolle. Die Baustelle des Gradierwerks bietet den Störchen freie Auswahl. Zum Schutz der Tiere wurde das Fremdmaterial dennoch entfernt.
Der Storchenvater ist ein beringtes Tier, vermutlich hat er bereits letztes Jahr das Nest besetzt. Die Storchendame, erklärte Klaus Schmidt, sei aufgrund der fehlenden Beringung ein noch unbekanntes Tier.
Die Storchenfamilie kann über die Storchen-Cam nach der Instandsetzung nun wieder live unter www.badsalzungen.de/webcam.html beobachtet werden.