Gastbeitrag von Anja Nimmich
Mitte Juni gab die Stadt Geisa den Startschuss für eine neue touristische Attraktion, die bereits im Vorfeld für Turbulenzen sorgte.
Mit Mitteln des Regional Budgets des Biosphärenreservates in Höhe von 28.000 Euro hatte man im historischen Gefängnis im westlichen Schlossflügel am Schlossplatz außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten unter dem Motto „Grenzerfahrung“ geschaffen.
Gemeinsam mit Betreiber Wolf-Henning Schorn von Spektakulär wurden die original noch erhaltenen Gefängniszellen unter anderem mit Doppelstockbetten, Waschschüsseln und an den Decken versteckten Heizstrahlern ausgestattet.
Im Gefängnisflur kann man mittlerweile alte Dokumente besichtigen oder einen Film über Foltermethoden anschauen, der genauso wie das schummrig-schaurige Licht garantiert für Gänsehaut sorgt.
„Tourismus wird regionaler, nachhaltiger und individueller“, sagte Bürgermeisterin Manuela Henkel. „Und das alles sowie eine Grenzerfahrung der ganz speziellen Art können wir mit diesem außergewöhnlichen Angebot garantieren“, fügte sie schmunzelnd hinzu.
Sie danke Ulrike Schade, Dienststellenleiterin des Biosphärenreservates Rhön Thüringen für die organisatorische Unterstützung sowie Landtagsabgeordneten Martin Henkel und Regina Filler vom Rhönforum für die Beratung beim Projektantrag.
Ebenso dankte Sie den Stadtmitarbeitern Eva Pagel, Carmen Henkel sowie dem Bauhof für die tatkräftige Unterstützung. Ihr besonderes Dankeschön ging an Wolf-Henning Schorn der ein außerordentlich kreatives Marketingkonzept mit Filmtrailern bis hin zu „Gast im Knast-Tassen“ entwickelt hatte.
Er berichtete dann auch von der ersten Übernachtung, die um 5 Uhr morgens abgebrochen werden musste. „Angeblich hat man Stimmen gehört“, erzählte Schorn schmunzelnd. Mittlerweile kann man per Webcam sogar nachts verfolgen, ob es in dem Gefängnis nun spukt oder nicht.
Zu sehen sind auch die Kritzeleien der Gefängnisinsassen, die hinter Glasscheiben geschützt für die Nachwelt gesichert sind. Unterstützung bei der Aufarbeitung der Geschichte des bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts betriebenen Gefängnisses bekam Wolf-Henning Schorn von Stadtführerin Astrid Weimann-Heim.
Und wer dann erst einmal vor einer Übernachtung im spukenden Gefängnis zurückschreckt, kann es erst einmal mit einer Stadtführung tagsüber mit einem Gefängnisrundgang mit der Stadtführerin versuchen. Der Eingang zum Gefängnis ist im Übrigen künstlerisch mit der von Manfred Bellinger aus Dermbach geschaffenen Skulptur „Der Schrei“ aufgewertet worden.
„Das Projekt an diesem Ort steht für verschiedenste Grenzerfahrung, für menschliche Schicksale und für schwierige Situationen des menschlichen Lebens“, sagte Manuela Henkel.
„Der Standort war nicht nur Gefängnis, sondern einige Meter weiter befand sich die einstige jüdische Synagoge und letztlich war die Region des Geisaer Landes über viele Jahre lang Grenzland, in der Menschen mit Einschränkungen und Unrecht zu leben hatten und mit Ängsten konfrontiert wurden.“
Weitere Infos gibt es unter: www.gast-im-knast.de.