Gastbeitrag von Rüdiger Christ
In diesem Jahr jährte sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 75. Mal. In der Rhön hinterließ der 2. Weltkrieg Gott sei Dank kaum Spuren durch Kampfhandlungen.
Doch in der Nacht vom 30. zum 31. März 1944 hätte beinahe eine britische 500 Kilo Sprengbombe Oberweid getroffen.
Auch heute ist der Bombenkrater noch zu sehen, zwischen Oberweid und dem Ellenbogen, an der „Kleinen Anze“ ist daraus längst ein Biotop geworden.
Der ca. 12 x 8 Meter umfassende Krater ist jetzt mit klaren Wasser gefüllt. Die Tiefe des Kraters wird auf ca. 5 Meter geschätzt.
Seit über 25 Jahren pflegt Erich Greiß aus Oberweid das Areal mit viel Mühe und Arbeit. Wiesen und ein Stück Wald gehören auch dazu.
Erich Greiß ist als Besitzer stolz darauf, dass auf den Wiesen einheimische Orchideen wie das Knabenkraut und das gefleckte Knabenkraut blühen. Vor Jahren hat Greiß mit einem Bekannten einige Teile der Fliegerbombe aus dem Krater geborgen. Hält man die Teile in der Hand, kann man die zerstörerische Wirkung dieser 500 Kilo Bombe erahnen.
Auch Trümmerteile des britischen Bombers vom Typ „Lancaster LM 470“ hatte Greiß auf dem Areal bergen können. Ein Teil weist sogar mehrere Einschüsse des deutschen Abfangjägers „Messerschmitt Bf 110“ auf. In dem Buch „Der Luftkrieg zwischen Rhön und Rennsteig 1944/45“ von Lothar Günther, wird der Abschuss Lancaster LM 470 auf Seite 175 detailliert beschrieben.
Der abgeschossene britische Bomber hatte den Auftrag mit weiteren 794 Bombern 910 Tonnen Spreng- und 1176 Tonnen Brandbomben auf Nürnberg abzuwerfen. Aufgrund von gravierenden Fehlentscheidungen des britischen Oberkommandos wurde der Angriff zum Desaster.
Die Verluste der britischen Royal Air Force (RAF) beliefen sich auf 545 getötete Besatzungsmitglieder. 159 Mann gerieten in Gefangenschaft und 108 Flugzeuge kehrten nicht zurück.
Der Abschuss der Lancaster bei Oberweid ging auf das Konto des jungen Fliegerleutnants Wilhelm Seuss, mit seiner Messerschmitt Bf 110.
Seuss war in Erfurt stationiert und konnte die Lancaster im Raum Fulda gegen 1 Uhr mit seinen Bordwaffen in einer Höhe von 6000 Metern treffen.
„Der schwer getroffene und in Flammen und Rauch gehüllte Bomber überflog in Südrichtung die Simmershäuser Hut in der Rhön und brach kurz danach in der Luft auseinander. Die Lancaster hatte sich zuvor noch ihrer Bombenlast entledigt. Der Rumpf stürzte in ein kleines Fichtenwäldchen am „Ellenbogen“.
Von der 7- köpfigen Besatzung konnten sich der Pilot P.E. Underwood und der Bordfunker A.E. Evans retten“, schreibt Lothar Günter in seinem Buch „Der Luftkrieg zwischen Rhön und Rennsteig 1944/45“.
Damit das Ereignis nicht in Vergessenheit gerät, hat Erich Greiß am Bombentrichter einen kleinen Gedenkstein mit einer Inschrift aufgestellt.