Brief vom Landrat des Wartburgkreises
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
ich halte es gern mit Martin Luther, der gesagt hat, man müsse den Leuten aufs Maul schauen. Und wenn ich das in diesen Tagen tue, vernehme ich sehr viel Unmut und sehr viel Unverständnis zu geltenden Regelungen und Maßnahmen. Und das kann ich in weiten Teilen gut verstehen.
Wenn eine Regelung des Freistaates Thüringen vorschreibt, dass ein Landkreis ab einer Inzidenz von 200 Schulen und Kindergärten schließen muss und hierbei keine flexible Handhabung möglich ist, obwohl der Brennpunkt der Infektionen sich allein im südlichen Teil des Landkreises befindet, dann empfinden das nicht nur die Bürgerinnen und Bürger als sinnlos bürokratisch und willkürlich - ich sehe das ganz genauso .
Der Infektionsschutz steht für uns im Landkreis an erster Stelle. Wir haben es hier mit einer aggressiven und nicht selten folgenreichen Viruserkrankung zu tun. Dennoch muss man verlangen können, dass differenziert wird.
In einem Landkreis, der so groß ist wie der Wartburgkreis, muss man nach örtlichen Brennpunkten agieren können und kann nicht den gesamten Kreis in Solidarhaft nehmen. Dies gilt aktuell für die Schul- und Kitaschließungen und in Kürze ebenso für anstehende Lockerungen.
Ich habe mich dafür im Thüringischen Landkreistag gegenüber der Landesregierung mit meinen Kollegen stark gemacht und werde dies auch weiterhin laut einfordern.
Seit Anfang März sind wir intensiv dabei, Testungen und Teststellen für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger im Landkreis zu organisieren. Testungen helfen, Brennpunkte besser zu lokalisieren und schneller beherrschen zu können. Nach wie vor gilt für mich aber, das entscheidende Mittel um die Pandemie baldmöglich zu beenden, ist das Impfen.
Hier muss es nun schnell gelingen, in unseren Impfzentren Fahrt aufzunehmen, die Hausarztpraxen in der Region einzubinden und mit ausreichend Impfstoff zu versorgen, so dass Impfungen in großer Zahl unkompliziert erfolgen können.
Bei allem Unmut über die gegenwärtig unbefriedigende Situation und meinem Verständnis dafür, dass dieser Unmut auch geäußert werden will, wünsche ich mir dennoch einen sachlicheren und vor allem respektvolleren Umgang.
Ganz gleich ob Mandatsträger, Mitarbeiter einer Behörde, Unternehmer oder Angestellter – wir leiden alle unter den derzeitigen Einschränkungen und haben alle das gemeinsame Ziel, diese Pandemie endlich zu bewältigen.
Ihr Landrat Reinhard Krebs