Ein Paradies für bedrohte Arten – Renaturierung der Teichanlage Poppenhausen

Gastbeitrag von Nadja Moalem

Zum Schutz von Schwarzstorch, Amphibien und der vom Aussterben bedrohten Karausche wird derzeit in der Gemeinde Poppenhausen eine Teichanlage naturnah umgestaltet.

Wo sich früher Zuchtforellen tummelten, soll in den nächsten Jahren ein Paradies für bedrohte Arten entstehen. Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation verschiedener Akteure im Dienst des Naturschutzes.

Das knapp drei Hektar große Gelände, auf dem sich die ehemalige Teichanlage mit angeschlossenem Weiher befindet, ist seit 2010 im Besitz der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie (HGON). Nachdem die letzten Forellen abgefischt waren, wurde die Pflege der Teiche eingestellt, wodurch diese allmählich verlandeten.

Reinhard Kolb (HGON), Elmar Herget (LIFE-Projekt) und Joachim Walter (UNESCOBiosphärenreservat Rhön) neben einer der beiden neugestalteten Teichmulden.

Eine Renaturierung sei allerdings von Anfang an vorgesehen gewesen, berichtet Reinhard Kolb von der HGON. Seit 2018 ist das LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ vom UNESCO-Biosphärenreservat Rhön an der Umgestaltung beteiligt.

„Eins unserer Ziele ist die Verbesserung des Lebensraums für den seltenen Schwarzstorch, der eigentlich in den Rhöner Wäldern zu Hause ist, aber immer weniger ge-eignete Gewässer für die Nahrungsaufnahme findet“, erklärt LIFE-Projektmanager Elmar Herget.

Eigentlich sei dafür der Neubau von Naturschutzteichen vorgesehen. Dass die HGON innerhalb des Projektgebietes schon ähnliche Pläne hatte, sei ein Glücksfall gewesen. Unter Federführung von Rhön-Ranger Joachim Walter nahm die Renaturierung – begleitet durch kontinuierliche Abstimmung mit der HGON sowie der Unteren Wasser- und der Naturschutzbehörde des Landkreises Fulda – Fahrt auf.

Ende 2019 wurde zunächst das Wasser aus den vorhandenen Kleinteichen abgelassen. Ehrenamtliche Naturschützer gingen dabei besonders behutsam vor: Wolfgang Etzel und Klaus Wend aus Hilders fischten beim Ablaufen des Wassers sämtliche noch darin befindliche Amphibien ab und setzten sie in den verbliebenen Weiher um.

Der vom Aussterben bedrohten Karausche ist im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ein eigenes Artenhilfsprojekt gewidmet.

Vergangenes Jahr hatten die Teiche Zeit zum Austrocknen, bevor Anfang dieses Jahres die Erdarbeiten beginnen konnten. Um die Schäden durch das schwere Gerät auf den Zufahrtswegen und den zu erhaltenden Dämmen so gering wie möglich zu halten, wartete das beteiligte Erdbauunternehmen bewusst die Frostperiode ab.

„Erdbau Müller aus Poppenhausen hat hier wirklich vorbildlich gearbeitet“, lobt Reinhard Kolb.

Inzwischen sind die Umgestaltungsmaßnahmen weitgehend abgeschlossen. Lediglich die Ablaufbauwerke, sogenannte „Mönche“ und die Zulaufrohre müssen noch fertig eingerichtet werden. Aus mehreren kleinen Teichen sind zwei große entstanden.

Damit der Schwarzstorch komfortabel ins Wasser waten kann, sind die Teichböden mit einem leichten Gefälle ausgestattet worden. Sämtlicher Aushub wurde für die Modellierung der Teichdämme verwendet, auf denen in diesem Jahr Samen von blütenreichen Bergmähwiesen angesät werden sollen.

„So entsteht ein gutes Nahrungsangebot für Insekten und Vögel“, weiß Teichbauexperte Joachim Walter.

Auch der Eisvogel findet rund um den neuen Naturschutzteich einen geeigneten Le-bensraum.

Bis neues Wasser eingelassen werden und sich ein artenreiches Biotop entwickeln kann, dauert es aber noch ein Jahr. Die Erdformationen müssen zunächst austrocknen und sich verfestigen, die Böschungen begrünt sein.

Dann sollen Arten wie der Eisvogel, sowie die vom Aussterben bedrohte Karausche, eine heimische Fischart, ebenso wie viele andere hier ein Zuhause finden. Im noch vorhandenen Bruthaus, einem Relikt aus der Zeit der Forellenzucht, sollen nach ein paar Umbaumaßnahmen zudem Fledermäuse ein geeignetes Quartier finden.

„Hier wird richtig was los sein“, freut sich Reinhard Kolb.

Und wenn er in Ruhe gelassen wird, kommt auch der Schwarzstorch zum Fischen vorbei.

Der Schwarzstorch – hier ein Altvogel mit Jungen – findet in der Rhön immer weni-ger geeignete Nahrungsbiotope.