Information der Stadt Geisa
Zu einer Osterwanderung mit Besichtigung der Blauen Scilla hatte Wanderführer Rudolf Nensel aus Otzbach eigentlich den gesamten Stadtrat von Geisa einladen wollen.
Aufgrund der aktuellen Verordnung nahm stellvertretend für alle Stadtratsmitglieder dann nur Bürgermeisterin Manuela Henkel mit ihrer Familie die Einladung an und konnte nicht nur den „Blaustern“ bewundern, sondern erfuhr auch viel Interessantes rund um die Geschichte der Region.
Ausgangspunkt der Wanderung war die katholische Kirche „Maria Hilf“ in der Mitte des Dorfes, die erst vor einigen Jahren mit viel ehrenamtlichem Engagement der Otzbacher renoviert worden war. Dann ging es zum kommunalen Waldstück „Im Herrenholz“, das zwischen Otzbach und Bremen liegt.
Rudolf Nensel hatte sich im vergangenen Jahr im Stadtrat stark gemacht, dass dort ein größerer Holzeinschlag von Seiten der Stadt Geisa nicht vorgenommen wurde. Sein Anliegen war der Schutz der dort genauso wie auf dem Arzberg zahlreich vorkommenden Blauen Scilla.
Der sogenannte „Blaustern“ steht unter Naturschutz, blüht zwischen März und April und besitzt in der Rhön ein abgelegenes, recht isoliertes Vorkommen. Das massenhafte Auftreten am Arzberg sowie eben auch „Im Herrenholz“ und das völlige Fehlen in der gesamten Umgebung ist für die Fachleute ein Rätsel, das bislang ungelöst ist.
Ebenso unbekannt ist, wie die Pflanze, die eher in südlichen Ländern vorkommt überhaupt dort hingekommen ist. Rudolf Nensel vermutet, dass die Kelten die Pflanze von den Römern, die sie angeblich auch als Heilpflanze genutzt haben, übernommen haben sollen. Von einer medizinischen Behandlung mit dem „Blaustern“ ist aber dringend abzuraten, da er als giftig gilt.
Neben der schützenswerten Scilla-Population bietet das außergewöhnliche Waldstück noch mehrere Besonderheiten. Auf einem Plateau gab es dort einst eine keltische Siedlung.
„Wahrscheinlich stand hier später auch ein Wachturm“, berichtete Rudolf Nensel.
Der Standort dafür sei als Aussichtspunkt in die Region gut und vor Ort findet man auch verkohlte Sandsteine. Da es im gesamten Geisaer Land kein einziges Sandsteinvorkommen gibt, müssen sie von weiter her herangeschafft worden sein. Weiterhin wird das Waldstück „Am Herrenholz“, das direkt am Jakobusweg Richtung Bremen liegt, von einem mittelalterlichen Landwehr durchzogen.
„Der angelegte tiefe Graben sollte verhindern, dass unberechtigter Weise Fuhrwerke, Wagen und Karren die Grenze überquert, um Zölle und Abgaben zu umgehen“, weiß Rudolf Nensel zu berichten.
Ebenso kann man vor Ort einen restaurierten Vierzehnheiligen-Bildstock bewundern, an dem auch schon Gottesdienste in der Vergangenheit stattfanden. Dieser konnte zu DDR-Zeiten nicht besucht werden, da er direkt an der 5 Kilometer Sperrzone lag, die mit DDR-Grenzposten und Hunden bewacht und ständig abgelaufen wurde.
Im Rahmen des Besuches nutzte Rudolf Nensel die Gelegenheit, mit der Bürgermeisterin über beantragte Projekte, wie die Errichtung von Schautafeln zu sprechen. Auch ein Kreuzweg soll mit Hilfe von Fördermitteln und mit Unterstützung des Bistums Fulda entlang des Jakobusweges umgesetzt werden.
Zum Abschluss der Wanderung zeigte der Wanderführer Manuela Henkel noch den Bildstock des Heiligen Jakobus mit der Wunschglocke, die sie gemeinsam mit ihren Kindern kräftig läutete.
„Mögen alle Wünsche in Erfüllung gehen“, sagte Rudolf Nensel abschließend.
Ob die Bürgermeisterin sich einen Goldesel zum immerwährenden Auffüllen des Stadtsäckels wünschte, bleibt an dieser Stelle ein Geheimnis.
Geführte Arzberg-Wanderungen (ca. 2 Stunden) können, wenn dies die aktuellen Verordnungen wieder zulassen, direkt bei Rudolf Nensel unter Telefon 036965/64701 gebucht werden.