Gastbeitrag von Nadja Moalem
Frühling bedeutet: Es gibt Nachwuchs im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, allen voran bei den Vögeln. Überall wird gezwitschert und gebaut.
Bei schönem Wetter sind auch wieder mehr Menschen in der Natur unterwegs. Um Störungen seltener Arten während der Brutzeit zu vermeiden, geben das LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ und der Fachdienst Natur und Landschaft Tipps, wie sich Naturgenuss mit Naturschutz vereinbaren lässt.
Auch wenn der Frühling dieses Jahr auf sich warten lässt, mit den steigenden Temperaturen in den nächsten Wochen zieht es immer mehr Menschen nach draußen.
In Corona-Zeiten ist die Sehnsucht nach Freiheit und Natur noch größer geworden. Viele Orte in der Rhön verzeichneten 2020 bereits einen Besucheransturm. Auch dieses Jahr ist das UNESCO-Biosphärenreservat wieder ein beliebtes Ziel bei Gästen aus Nah und Fern.
Für die Tierwelt und speziell die sensiblen Wiesenbrüter unter den Vögeln bedeuten die sich oft kreuz und quer bewegenden Menschen – nicht selten auf zwei Rädern oder in Begleitung von Hunden – jedoch Stress pur.
Nach ihrer Rückkehr aus warmen Gefilden beginnen Wiesenpieper, Feldlerche, Braunkehlchen, Bekassine und Wachtelkönig jetzt damit, für Nach-wuchs zu sorgen.
Sie bauen ihre Nester gut versteckt im hohen Gras der noch weitgehend intakten Rhöner Bergwiesen. Während Brut und Aufzucht sind die Vögel sehr störanfällig. Einmal aufgeschreckt, verlassen sie ihre Gelege und später auch ihre Küken teils für immer.
Für den Bestand der ohnehin stark gefährdeten Arten ist das dramatisch. Hessenweit hat der Wiesenpieper nur noch 200-400 Brutreviere. Die Hälfte der Tiere findet in der Rhön einen letzten Rückzugsort.
Für Braunkehlchen, Bekassine und Wachtelkönig sieht es noch schlechter aus, auch wenn weite Teile der Rhön Natura2000-Vogelschutzgebiet sind.
Um den Druck auf die Vogelwelt zu minimieren, den die vielen zusätzlichen Besucher in der Rhön verursachen, geben Annika Hennemuth vom LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ und Dorothea Thielen vom Fachdienst Natur und Landschaft Tipps zum richtigen Verhalten während der Brutzeit ab Mitte April:
1. Wege nicht verlassen: Bitte bleiben Sie auf markierten (Wander-)Wegen und laufen Sie nicht querfeldein über Wiesen. Da Vogelnester überall versteckt sein können, könnten Sie leicht ein Nest zerstören oder Elternvögel vertreiben, sodass die Jungen verhungern oder Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind.
2. Radfahrer und Mountainbiker: Bitte nicht querfeldein fahren. Vielerorts laden Fahrspuren abseits der Wege förmlich dazu ein. Auch sie führen oft direkt durch die Kinderstuben der Wiesenbrüter.
3. Hunde an der Leine lassen: So verlockend es für Ihren geliebten Vierbeiner ist, für Bodenbrüter kann ein umhertollender Hund den Tod bedeuten. Werden sie nicht gefressen, könnten sie sich so gestört fühlen, dass sie ihre Nester aufgeben.
4. Keinen unnötigen Lärm machen: Bitte denken Sie daran, dass die Vogelkinder auf dem Boden und ihre Eltern Ruhe brauchen. So wie Sie, wenn Sie ungestört sein möchten.
5. Ranger ansprechen: Die Mitarbeiter vom UNESCO-Biosphärenreservat stehen für Fragen zur Verfügung und informieren vor Ort über die sensiblen Wiesenbrüter. Be-achten Sie bitte auch die Infotafeln.