Verborgener Wiesenfelder Steinbruch am Grünen Band

Gastbeitrag von Richard Veltum

Anno 1507 verlobte sich die kleine katholische Kirchgemeinde Wiesenfeld der heiligen Ursula. Die damals herrschende Pest forderte in Wiesenfeld und im gesamten Geisaer Amt zahlreiche Todesopfer.

In ihrer Not verlobten sich die armen Dorfbewohner der heiligen Ursula und erhofften sich Hilfe aus ihrer großen Not und Armut und erwarteten sehnsüchtig ein Ende der Epidemie/Pest.

Zur damaligen Zeit gehörte Wiesenfeld zu den ärmsten Dörfern des weimarischen Oberlandes, erklärte der Stadtpfarrer von Geisa um 1880 Leonhard Vogt (stammt aus Hünfeld).

Vogt betreute seelsorgerisch Wiesenfeld als Filialgemeinde, da Wiesenfeld bis dahin keine eigene Kirche und Friedhof hatte.

1880 wurde unter dem katholischen Pfarrer Vogt ein „Consortium“ (Stiftung) gebildet mit dem Ziel eine eigene Dorfkirche zu errichten. Die Kirchenbaugenossenschaft setzte sich aus 12 Wiesenfelder Mitgliedern zusammen, diese Stiftung unterlag nicht den gesetzlichen Vorschriften der Kirchen-und Staatlichen Behörden.

Der Bürgermeister war Philipp Göb in der Rhöngemeinde.

Die katholische Kirche und das Land stellten hierfür keine finanziellen Mittel für dieses Anliegen zur Verfügung. Auch eine offizielle Genehmigung gab es hierfür nicht.

Ein echtes Husarenstück des Stadtpfarrers Vogt war die Idee, die Bildung einer privaten Stiftung für den Kirchenneubau, gegen den Willen der „Oberen“ Behörden.

Bis dahin besuchten die Dorfbewohner die katholische Kirche in Geisa zum Gottesdienst und selbst die Verstorbenen wurden auf dem Geisaer Gottesacker/Friedhof beerdigt. So kann das Jahr 1882 als das Jahr des Baubeginns katholischen Kirche St. Ursula angesehen werden.

Für den Kirchenneubau wurden natürlich geeignete Steine benötigt. Hierfür verwanden die Bewohner Steine vom nahegelegenen
Steinbruch in der Gemarkung Wiesenfeld „Am Füllmenrain“.Der Kalkstein hat beste Eigenschaften bezüglich Druckfestigkeit und Frostsicherheit, berichtet Winfried Laibach.

Nahezu alle Einwohner beteiligten sich am Kirchenneubau. In harter Handarbeit wurden große Steinblöcke aus dem Steinbruch herausgebrochen und mit Hilfe von Zugtieren über den sogenannten „Holzweg“ zur Baustelle der Kirche verbracht.

Der Wiesenfeld Bauingenieur Winfried Laibach erinnert sich an die Erzählungen seiner Großeltern Paula und Aloisius Laibach und Vater Richard Laibach, dass die Kalksteine aus dem Steinbruch für den Kirchenneubau und ebenso unter anderem für Fundamente von Wohnhäusern, Scheunen, und Stallungen im Dorf verbaut wurden.

Auch die Tante von Winfried Laibach, Elisabeth Hohmann kann mit ihren 91 Jahren die historischen Erinnerungen bestätigen.

 

An einigen Bauten kann man noch heute im Dorf die „Steinernen Zeit-Zeugen“ im Rhön Dorf besichtigen.
Die Gemeinde Wiesenfeld war damals Besitzer dieser Gemarkungsfläche „Am Füllmenrain“ mit ca. 70 ar, Nr. II 199 (Lageplan). Der Steinbruch befand sich in der Nähe vom Beobachtungsturm, (ehemalige Grenze), Wiesenfelder B-Turm.

In der Nähe vom B-Turm hatte die Familie Laibach damals auch ein Ackergrundstück, berichtet Winfried Laibach.

Der Steinbruch wurde später verfüllt und die Natur hat inzwischen ihr Recht zurückerobert und das Gelände des Steinbruchs ist überwachsen mit Sträuchern und Hecken, nunmehr wird das „Grüne Band“ seinem Namen gerecht.

Erinnert wird in diesem Zusammenhang an den 13. August 1961 Mauerbau in Berlin, 60 Jahre danach erinnert das vereinte Deutschland nun an jenen Tag, mit dem die Teilung besiegelt wurde.

Für die Thüringer, so wie für die meisten Menschen in der DDR, war die Teilung Deutschlands allerdings schon bittere Realität.

Seit 1952 wurde die innerdeutsche Grenze (1400 Km) durch die DDR mittels Zäunen, Bewachung und Alarmvorrichtungen, Selbstschussanlagen gesichert, nach Bayern und Hessen war für die Südthüringer kein Durchkommen mehr.

Erst nach dem Mauerfall vom 09. November 1989 kamen Ost und West wieder friedlich zusammen (Friedliche Revolution).
Heute kann man noch Reste der Grenzanlagen am „ Point Alpha“ besichtigen und viel geschichtliches Wissen in Erfahrung bringen.