Wolkenkratzer für Chicago – Ein Stadtlengsfelder entwarf die Schönsten

Gastbeitrag von Dr. Martin Walter

Dankmar Adler wurde am 03. Juli 1844 als erstes Kind von Liebmann Adler und seiner Frau Sara, geb. Eliel, in Stadtlengsfeld geboren. Die Familie wohnte wahrscheinlich in der jüdischen Schule (Ratsgasse 15).

Dankmars Vater war ein anerkannter Rabbi und Lehrer. Er engagierte sich sehr für das Zustandekommen der ersten konfessionsübergreifenden Schule, die um 1850 in Stadtlengsfeld gegründet wurde.

Die Mutter entstammte einer Gerberfamilie aus Nentershausen (Hessen) und starb (am O8. Juli) kurz nach der Geburt Dankmars.

Zwei Jahre nach der Geburt Dankmars heiratete Liebmann Adler in zweiter Ehe Zerlina Adler geb. Picard (1827 – 1912) aus Kassel. Er wanderte mit seiner Familie – inzwischen 5 Kinder – 1854 nach Detroit in den USA aus, wo Dankmar zur Schule ging und schon früh Interesse am Zeichnen hatte.

Der große Brand in Chicago im Oktober 1871, für dessen Wiederaufbau auch die Einwohner von Stadtlengsfeld spendeten, sollte zu einem wichtigen Ereignis im Leben Dankmar Adlers werden.

Nachdem der größte Teil der Gewerbegebiete und der nördliche Bereich Chicagos zerstört war, entstand ein Bauboom, in dem die Firmen quasi nach Meilen gebauter Häuserzeilen bezahlt wurden.

Zu den wichtigsten von Adler entworfenen Gebäuden gehörten die Erste Nationalbank (1871), die Kingsbury-Music-Hall (1873) oder der Sinai- Tempel (1876).

George B. Carpenter entwickelte Grundgedanken für einen Konzertsaal. Adler führte zu diesem Projekt viele Studien u. a. in Europa durch und entwickelte 6 verschiedene Varianten. Dieses Projekt wurde Adlers erstes Auditorium, welches auf grundlegenden Prinzipien der Akustik entwickelt wurde. Er sagte später dazu, es war die Grundlage aller Arbeiten, die er je ausführte.

Die Akustik des Saales war außergewöhnlich und bescherte Adler die Freundschaft einflussreicher Förderer, was wiederum zu einer Anzahl seiner wichtigsten Aufträge führte.

Am 01.05.1880 stellte Adler Louis H. Sullivan als Vorarbeiter und Chefdesigner ein. 2 Jahre später wurde er Juniorpartner in der Firma D. Adler & Co. und wiederum 1 Jahr später vollwertiger Partner – die Firma Adler & Sullivan war geboren.

1885 wurden Ader & Sullivan von der Chicagoer Opern- und Festival-Vereinigung beauftragt, die Inneneinrichtung des Interstate-, Industrial- und Exposition-Gebäudes am Ufer des Michigansees umzugestalten und in ein Opernhaus für 6000 Plätze anlässlich eines zweiwöchigen Opernfestivals zu verwandeln.

Der große Erfolg des Festivals bescherte Chicago einen permanenten Saal nicht nur für Opern, sondern auch für Chor- und Orchestermusik und Adler & Sullivan einen neuen Auftraggeber: Ferdinand W. Peck, Präsident der Opern- und Festival-Vereinigung.

Sein Familienleben brachte ihm Freude, insbesondere die Heirat seiner Tochter Sara mit Julius E. Weil 1897 und die Geburt seines ersten Enkelsohnes Edward Weil 1899. Obwohl Adler doch recht gesund war, erlitt er am 06. April 1900 einen Schlaganfall und starb daran 10 Tage später im Alter von 56 Jahren. Seine Frau Dila starb am 05. Juli 1918.

Adler galt als exzellenter Akustiker und Pionier in der Entwicklung der Stahlskelettbauweise und von Wolkenkratzern. Seine wissenschaftliche Arbeit und Herangehensweise wird noch heute als „Chicagoer Schule der Architektur“ bezeichnet.

Er wurde auf dem Mount-Mayriv-Friedhof in Chicago begraben. Sein Grab ist mit einer polierten Granitsäule besetzt, die aus der Eingangshalle des Chicagoer Konzertsaales stammte, welcher im gleichen Jahr abgerissen wurde.


In umfangreichen Beiträgen der Ausgabe 6 der „Heimatblätter – thüringische Rhön“ wird der berühmte Arzt Ernst Ludwig Heim aus Solz und der Erfinder der Wolkenkratzer Dankmar Adler aus Stadtlengsfeld vorgestellt.

Die neue Ausgabe beinhaltet weiterhin auch die Beiträge ‚Der Bauernkrieg in der Region Bad Salzungen’ sowie ‚Osterbräuche in der Rhön’, die Dörfer ‚Wiesenthal und Wiesenfeld’ und der ‚Barfußpfad in Frankenheim’ sowie den „Berg der blauen Blume“ und weitere historische und literarische Beiträge vom Werratal bis zur Rhön.

Erhältlich sind die „Heimatblätter“ in der Igros-Agentur Stepfershausen, den Buchhandlungen in Bad Salzungen, Vacha (Olaf Ditzel) und Kaltennordheim (Greifzu und Köhler) sowie bei Schreibwaren Andritschke in Geisa, Jenny’ Schatzkiste Stadtlengsfeld und im Post- und Presseshop in Dermbach.