FOTOS – Heiratsmarkt endlich zurück – Tausende Besucher in Kaltennordheim

Gastbeitrag von Katja Schramm

Still war es in den Straßen von Kaltennordheim, zwei Jahre lang. Zwei Jahre zuviel, ohne Heiratsmarkt, Jubel, Trubel, Heiterkeit.

Eine schmerzhafte Zeit, die nun endlich vorbei ist. In Kaltennordheim ist es wieder laut geworden. Die Fahrgeschäfte sind zurück, auch die Händler am Straßenrand, ebenso die Musiker auf verschiedenen Bühnen und natürlich die Menschen.

Diejenigen, die sich auf diese Pfingsttage in Kaltennordheim riesig gefreut haben, die mit glücklichen Gesichtern durch die Innenstadt und über den Festplatz „Aue“ schlendern, schlemmen, kaufen, Freunde treffen und vor allem richtig viel Spaß haben.

Das größte Volksfest Südthüringens zum 458. Mal, auch wenn es eigentlich 460 Jahre wären. Aber gut, es ist überstanden, was zählt ist das Hier und Jetzt, das Miteinander und der Zusammenhalt. Ohne diesen wäre der Heiratsmarkt nicht machbar gewesen.

Dauern die Vorbereitungen sonst ein halbes Jahr, blieben diesmal nur 8 Wochen. Dazu musste ein neuer Betreiber des Festzeltes gefunden werden, um die Versorgung abzusichern.

Der Vorstand des Sportvereins RSV Fortuna Kaltennordheim stellte sich dieser Herausforderung und fand sehr viele Mitstreiter aus anderen Vereinen und in Privatpersonen, die sofort ihre Hilfe anboten.

Feuerwehr und Sportverein bauten das Zelt auf, obgleich der Untergrund wegen der Bauarbeiten am Schloss sicher nicht optimale Bedingungen aufwies.

Doch damit konnten sich die feierwütigen Gäste arrangieren. Schließlich war endlich wieder etwas los in der Rhönstadt. Für Ortsteilbürgermeister Stephan Heym der „absolute Wahnsinn“, was hier im Zusammenspiel aller gestemmt wurde.

Als Vorsitzender des Sportvereins war er gemeinsam mit Alexander Salzmann und Steffen Göpfarth in vorderster Front einer der wichtigsten Organisatoren, zugleich als Anwohner vom Neumarkt jemand, der seit fast 50 Jahren mitten im Heiratsmarkttrubel lebt getreu dem Motto „Wir sind Pfingsten“.

Umso wichtiger ist es für ihn, „dass der Heiratsmarkt in den Händen der Kaltennordheimer bleibt“. Und die haben einmal mehr gezeigt, welch große Bedeutung dieses Volksfest besitzt.

„Unvorstellbar“ sei es gewesen, sagte Johannes Arnold, für den es eine „große Freude“ war, wieder mit seinen Freunden der „Bierrunde“ alle Bierstände auf dem Heiratsmarkt zu besuchen. Und das waren nicht wenige.

Auch im Festzelt stand das Bierfass, gefüllt mit „Rhöner Simco Serenade“, einem Bier mit fruchtiger Note, zum Anstich bereit.

Braumeister Julian Reukauf blickte dabei auf zwei „harte Jahre“ für die Kaltennordheimer Rhönbrauerei zurück und hofft nun auf viele kommende Feste ohne Einschränkungen.

Das wünscht sich auch Ulrich Schramm, der als Moderator auf gewohnt erfrischende Weise durch das Programm zur Eröffnung führte.

Musikalisch untermalt mit Blasmusik der „Kaltennordheimer Spatzen“, die dabei einfach nicht fehlen dürfen.

Den Anstich des Bierfasses übernahm diesmal Matthias Schard, der am Tag zuvor seinen 51. Geburtstag feierte. Seit mehr als 70 Jahren, und damit am längsten, kommt seine Familie mit Fahrgeschäften nach Kaltennordheim zum Heiratsmarkt.

Zu den bekanntesten gehört sicherlich das Auto-Scooter auf dem Neumarkt. Schausteller zu sein, sei für ihn und seinen 77-jährigen Vater Karl eine Berufung. Geldverdienen und anderen Menschen Freude bringen gehören eng zusammen. Letzteres sei besonders in Kaltennordheim spürbar.

„Wir wurden sehr herzlich willkommen geheißen“, freute sich Matthias Schard und lobte zugleich die „enge und gute Zusammenarbeit mit der Stadt“.

Allerdings musste ein Ärgernis erst einmal verdaut werden. Nach Antragstellung des Bürgermeisters, die Öffnung der Kaltennordheimer Einzelhandelsgeschäfte an beiden Pfingstfeiertagen zu erwirken, wurde vom Landkreis Schmalkalden-Meiningen abgelehnt.

Mit Verweis auf das Thüringer Ladenöffnungsgesetz mussten die Geschäfte am Pfingstmontag geschlossen bleiben. Eine Verfügung, die für Sandra Tanz (Büchner Moden) und Frank Zentgraf (Schuh-Sport Zentraf) absolut nicht nachvollziehbar ist.

„Gerade nach den harten Zeiten, in denen wir aufgrund der Pandemie unsere Geschäfte zeitweise schließen mussten, wäre es für uns umso wichtiger gewesen, öffnen zu dürfen.“

Ein Umdenken in dieser Hinsicht wäre dringend notwendig. Bleibt zu hoffen, dass die Bürokratie nicht in weiteren Ausmaßen verhindert, dass sich Menschen engagieren wollen, um das gesellschaftliche, kulturelle Leben aufrecht zu erhalten.

Dies weiß auch Bürgermeister Erik Thürmer sehr zu schätzen und betonte die „riesengroße Leistung“ der größtenteils ehrenamtlichen Organisatoren.

„Deshalb möchte ich den diesjährigen Heiratmarkt dem Ehrenamt widmen“.

Eine Geste für die Menschen und gegen die Stille.