Starkes Signal aus Tann und Geisa – Landwirte nehmen Kampf gegen Politik auf

Gastbeitrag von Rüdiger Christ

Mit einer weiteren Aktion in Geisa, zum Thema „Land schafft Verbindung“ machten am Samstag Landwirte der Region auf die aktuellen Probleme der Agrarpolitik aufmerksam.

Nach einer Rundfahrt durch Geisa, versammelten sich die Landwirte mit ihren Traktoren zu einem Mahnfeuer im Gewerbegebiet Mitte der Stadt Geisa. Dort stellten sie die rund 120 Traktoren zu einer symbolischen „2020“ auf.

Katrin Dänner, selbständige Landwirtin aus Kaltennordheim begrüßte ihre Kolleginnen und Kollegen und alle Anwesenden. In ihrer Rede führte Katrin Dänner folgendes aus:

„Wir sind Landwirte, aus der Region. Zum Verständnis: Wir unterstehen keinem Verband, keiner Organisation und keiner Institution. Wir haben uns selbst organisiert. Wir sind einfach Landwirte, die ihr Schicksal selbst in die Hand genommen haben.

Wir haben das Schweigen und Zuhören satt, wir wollen endlich gehört werden!

Die Bundesregierung hat über unsere Köpfe hinweg ein neues Agrarpaket in Angriff genommen, welches für uns Landwirte mit erheblichen Einschränkungen und deutlichen Mehrkosten bei sinkenden Erträgen verbunden sein wird. Die Lebensmittelimporte werden steigen und zwar ohne Einfluss auf ökologische und soziale Standards im Herkunftsland.

Wir Landwirte stehen für Insekten- und Naturschutz, für sauberes Grundwasser und gesunde Lebensmittel, für eine klimaschonende Landwirtschaft und Tierwohl in unseren Ställen.

Wir Landwirte können das und wir Landwirte wollen das!

Wir sind dafür bestens ausgebildet worden. Aber machbar ist dies nur unter sinnvoller Abwägung von Ökonomie, Ökologie, sowie unter Berücksichtigung der sozialen Strukturen.

Liebe Bevölkerung, wir brauchen ihre Unterstützung, wir brauchen auch Unterstützung in den Gemeinden, im Kreis- und Landtag und verantwortungsvolle Politiker im Bundestag, die Praktikern und wissenschaftlichen Argumenten Gehör schenken.

Deshalb haben wir uns heute hier getroffen um mit dem Mahnfeuer ein Zeichen des Protestes zu setzen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Also bitte fragen sie uns hier, heute oder wo immer sie auf uns treffen, was ihnen zum Thema Landwirtschaft auf der Seele brennt. Sie werden kompetente Antworten bekommen."

Mit dem Landtagsabgeordneten Martin Henkel (CDU) nahm erstmals ein regionaler Politiker an der Veranstaltung der Landwirte teil. Henkel ging in seinem Statement darauf ein, dass es ohne die Landwirtschaft nicht geht.

„Es kann nicht sein, dass die Menschen die uns seit hunderten von Jahren ernähren und unsere Kulturlandschaft nachhaltig bewirtschaften, diskreditiert und ihrer Zukunftschancen beraubt werden.

Wer den ländlichen Raum und damit auch die Zukunft unserer Heimat erhalten will, sollte nicht aus den Großstädten heraus abwertend über, sondern lieber mit unseren Landwirten reden. Es geht nur Miteinander!“

Henkel beschreibt die Gefahr, wie politische Entscheidungen der letzten Jahre zunehmend zu einem Bruch in der Gesellschaft zwischen den Großstädten und dem ländlichen Raum führen.

„Die Politik orientiert sich zu sehr an den Interessen der Großstädte. Der ländliche Raum bleibt auf der Strecke.“

Dies gelte zum Beispiel auch für die Energiewende, wenn unsere Landschaft mit Windrädern verspargelt und mit neuen Transittrassen für Strom verbaut wird. Auch das „Klimapaket“ treffe besonders den ländlichen Raum, in dem die Menschen auf das Auto angewiesen sind und vorrangig in Eigenheimen leben.

Warum sollen wir mit höheren Abgaben auf Benzin, Diesel und Heizöl den kostenlosen ÖPNV in den Großstätten finanzieren?“

Eine regelrechte Kampfansage gegen den ländlichen Raum sieht Henkel in den Entscheidungen der Thüringer Landesregierung zum kommunalen Finanzausgleich, bei den sehr unterschiedlichen Förderbedingungen zwischen Städten und ländlichem Raum und bei der Zentralisierung von Behörden.

Diese würden letztlich dazu führen, dass in den Behörden immer weniger Mitarbeiter arbeiten, die für den ländlichen Raum noch Verständnis aufbringen.

Henkel rief dazu auf, dass sich die Landwirte, Kritiker von Stromtrassen und Windkraftanlagen aber auch Pendler*innen und politische Akteure gemeinsam und geeint für den ländlichen Raum einsetzen sollten.

Die Landwirte Winfried Schütz aus Kranlucken und Johannes Schuchert aus Steinberg waren über die hohe Beteiligung an ihrer Aktion begeistert. Sehr erfreulich fanden die jungen Landwirte das Interesse der Rhöner Bevölkerung und auch der Volksvertreter.

Neben dem 1. Beigeordneten der Stadt Geisa, Steffen Bott und den Geisaer Stadträten Hubert Kritsch, Manuel Seng (alle CDU) und Christoph Walter (AfD), nahm auch die Schleider Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU), sowie die Ortsteilbürgermeister Jürgen Dücker, Geismar, Markus Kircher, Bremen (alle CDU) am Mahnfeuer teil. Aus dem Feldatal waren die Ortssteilbürgermeister Markus Gerstung, Brunnhartshausen und Marcel Schumann Zella/Rhön (beide CDU) angereist.

Im Namen der Landwirte bedankten sich Katrin Dänner und Mario Tschaut bei der Stadt Geisa, der Freiwilligen Feuerwehr, dem DRK und vielen freiwilligen Helfern für die Unterstützung bei der Durchführung und Absicherung des Mahnfeuers.

Auch im Tanner Ortsteil Schlitzenhausen fand ein Mahnfeuer der regionalen Landwirte mit dutzenden Traktoren statt. Auf dem Heimweg von Geisa machte mancher Landwirt aus dem Feldatal dort noch einen Zwischenstopp mit seinem Traktor.

Danke für Eure Fotos aus Geisa und Tann/Schlitzenhausen!