Information der Stadt Geisa
Einen Überblick über den aktuellen Zustand des Kommunalwaldes in den Revieren Rockenstuhl und Geisaer Wald erhielten die Stadträte und Ortsteilbürgermeister der Stadt Geisa bei einer Waldbegehung.
Die beiden zuständigen Revierförster Matthias Schorr und Sven Roos begrüßten die Teilnehmer an der Kreuzung Rockenstuhl.
„Die Situation im Revier Rockenstuhl ist außerordentlich angespannt“, erläuterte Sven Roos.
Von den 313 Hektar Stadtwald im Revier sind bzw. waren ca. 26 % mit Fichten bestockt. Aufgrund der Trockenheit in den letzten Jahren sowie durch den Borkenkäferbefall haben diese stark gelitten.
Die betroffenen Stellen hatte man versucht schnellstmöglich zu beräumen, wodurch mittlerweile große Kahlflächen entstanden sind. Von diesen konnten sich die Stadträte vor Ort überzeugen, ebenso von den vor Ort noch vorhandenen abgestorbenen Fichtenbeständen.
Der Revierförster ging weiterhin auf die schlechte Absatzlage und die extrem niedrigen Holzpreise ein, die eine Vermarktung der Bestände außerordentlich schwierig machen.
Besonders am Rößberg bei Ketten an der thüringisch-hessischen Grenze gibt es mittlerweile eine große schwierig zu fällende Fläche von abgestorbenen Fichtenbäumen.
„Wir haben hier zwei Alternativen“, so Sven Roos: „Entweder investieren wir 20.000 EURO in Holzerntekosten und müssen geringe bis keine Erlöse in Kauf nehmen oder wir lassen diesen Bestand vorläufig so stehen und nutzen das Holz in vier bis fünf Jahren für den Eigenbedarf der städtischen Hackschnitzelanlage.“
Ebenso sieht der Förster bei einer Abholzung die Gefahr der Verbuschung.
„Diese ist nur mit sehr viel Aufwand und Kosten wieder zu beseitigen“, so Sven Roos.
Die Stadträte waren sich einig darüber, den Bestand an toten Fichtenbäumen vorerst stehen zu lassen und beschlossen dies später auch in einer folgenden Stadtratssitzung. Weiterhin diskutierte man vor Ort, wie die Kahlflächen wieder mit entsprechenden Baumarten wie Buche, Tanne, Bergahorn oder Wildkirsche aufgeforstet werden können.
Im zweiten Teil der Exkursion führte Revierförster Matthias Schorr den Stadtrat in das Revier Geisaer Wald, wo seit zehn Jahren bereits Risikovorsorge durch die aktive Umwandlung nicht standortgerechter Nadelwälder in standortgerechte Laubmischwälder vorgenommen wurde.
Hier erläuterte der Förster dem Stadtrat anhand drei verschiedener Voranbauflächen aus den Jahren 2010 bis 2017 die nachhaltige Vorgehensweise.
„Bevorzugt haben wir hier robuste Baumarten wie Eiche, Hainbuche, Spitzahorn, Bergahorn, Kirsche und Elsbeere für die Neuanpflanzung gewählt“, so Matthias Schorr.
Anhand von Beispielen demonstrierte er deren Wuchsverhalten und Zuwächse.
Beeindruckt waren die Exkursionsteilnehmer von einem Bergahorn, der 2011 gepflanzt wurde und mittlerweile durch gute Standortbedingungen mit einem Durchmesser von 10 cm und einer Höhe von ca. 5 Meter sich sehen lassen konnte.
„Die etwa zehn Hektar umgewandelte Flächen wurden mit Fördergeldern der EU zu circa 85 Prozent finanziert“, erläuterte der Revierförster.
Die erfolgreiche Akquirierung von Fördermitteln sei auch der guten Zusammenarbeit zwischen dem Forstamt Bad Salzungen und der Stadt Geisa zu verdanken, ist Schorr der Meinung.
Auf die Frage eines Stadtratsmitgliedes, warum bei dieser schwierigen Situation im Wald überhaupt noch Laubholz eingeschlagen wird, erläuterte der Förster, dass die einheimische Laubholz-Sägeindustrie auf das Laubstammholz angewiesen sei.
„Alleine in 2020 haben wir regionale Betriebe mit etwa 1.000 Festmetern beliefert“, so der Revierförster.
Damit können ein Teil der Produktion aufrechterhalten und Arbeitsplätze gesichert werden. Der Preis für Laubstammholz und Industrieholz sei weiterhin auf gutem Niveau.
„Diese Einnahmen brauchen wir dringend, um Aufforstungen zu finanzieren, Wege zu bauen und zu pflegen, damit sie von Fuhrunternehmen zum Holztransport zur Verfügung stehen und auch von Tourismus und Wanderern genutzt werden können“, betonte Matthias Schorr.
Das Revier Geisaer Wald verfügt zudem über einen Laubholzanteil von 70 Prozent, der Bestand an Fichte liegt bei 10 Prozent.
„Wir müssen im Haushalt langfristig Investitionen in unseren Kommunalwald vorsehen“, so Bürgermeisterin Manuela Henkel. „Zum einen wollen wir einen nachhaltigen Waldanbau voranbringen, zum anderen muss Forstwirtschaft auch wirtschaftlich bleiben.“