Gastbeitrag von Antje Neiße
„Zu jeder Kunst gehören zwei, …“
„…einer der sie macht und einer der sie braucht.“ -Ernst Barlach-
Und brauchen können wir sie in der heutigen Zeit eigentlich alle, die Kunst von Christina Zimmermann („CHRIZI-Art“).
In den Räumen der ANNELIESE DESCHAUER Galerie Geisa wurde am vergangenen Mittwoch eine neue Ausstellung mit einer stimmungsvollen Vernissage eröffnet.
Trotz, oder gerade in Corona-Zeiten, kamen zahlreiche Gäste (Corona-konform mit Negativnachweis und Maske), um sich von der grenzenlosen Lust an Farbe, Vielfalt der Formen und Lebensfreude anstecken oder wieder auferwecken zu lassen.
„Farbexplosionen“ im wahrsten Sinne des Wortes überraschen nicht nur bei normalem Tageslicht. Das zweite Bild, das sogenannte Nachtbild, zeigt sich dann durch die fluoreszierende Wirkung der Farben im Schwarzlicht.
Christina Zimmermann, 37jährig und gebürtige Thüringerin, hat nun ihren Lebensmittelpunkt im hessischen Philippsthal gefunden. Inspirationen für ihre Werke findet sie in Situationen, Gesprächen und Empfindungen.
Sie malt abstrakt mit kräftigen und starken Farben. Zufallsmomente sind ihre treibende Kraft. Collagen aus verschiedenen Materialien, wie Sand, Kaffee, Zeitung und Gips bilden großflächige Strukturen.
In ihrer kurzen Eröffnung begrüßt die Vorsitzende des Fördervereins Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e.V., Doris Heim, die Gäste, insbesondere den Ehrenbürger der Stadt Geisa und Ehemann der verstorbenen Namensgeberin der Galerie, Werner Deschauer aus Bochum, sowie die Bürgermeisterin der Stadt Geisa, Manuela Henkel, und den Bürgermeister von Philippsthal, Timo Heusner.
Ein Werk – Exponat Nr. 75 „Unendlichkeit“ - spielt in der Vernissage eine besondere Rolle. Für das Ambulante Hospiz-Zentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Regionen Bad Salzungen/Rhön soll dieses Bild versteigert werden.
Ein erstes Gebot von 1.000 Euro machte Johanna Weymar (leitende Koordinatorin des Hospizzentrums) schon sprachlos.
Jedoch wurde dies nach einiger Zeit erhöht: Der Philippsthaler Bürgermeister Timo Heusner hat die Hoffnung, dass er mit einem Betrag von 1.200 Euro ein neues Schmuckstück für sein Büro ersteigern kann.
Der Erlös wird vollständig an das Hospizzentrum weitergeleitet. Kunst und Hospiz sind in der Einrichtung untrennbar verbunden, so Johanna Weymar in ihren Dankesworten. „Kreatives Gestalten ist ein heilsamer Prozess.
Kunst kann Gefühle von Trauer, Wut, Angst und Schmerz in Bild und Farbe und Form bringen und hilft betroffenen Menschen, ihr inneres Chaos zu sortieren. Kunst hilft da wo Worte fehlen“, bekräftigt Johanna Weymar die Verbindung von Kunst und Hospiz.
So wird sich im Herbst diesen Jahres eine Mitarbeiterin des Hospizzentrums in der Kunstakademie Berlin ausbilden lassen und sich dann ganz speziell dieser Aufgabe stellen.
Johanna Weymar stellt in ihren dankbaren Worten die 15-jährige Verbundenheit des Hospizes mit dem anwesenden Ehrengast Werner Deschauer und seiner verstorbenen geliebten Ehefrau Anneliese Deschauer heraus, welche das Hospiz vielfältig unterstützten.
So ist das Werk „Unendlichkeit“ von CHRIZI für diesen Zweck bewusst ausgewählt worden, ist doch die Beziehung zwischen Eltern und Kind ebenso eine unendliche Beziehung.
Die Laudatio zur Vernissage von Dagmar Nicklich (zweite Vorsitzende des Fördervereins Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e.V.) zeigt den Weg vom gegenständlichen Malen bis hin zur Findung einer eigenen Form- und Farbensprache am Beispiel des Malers Wassily Kandinsky (1866-1944).
Auch die Wandelung in der Bildsprache von CHRIZI lässt sich so nachvollziehen: Über „Sonnenblumen“ im Stile eines van Goghs über geometrische Formen nach Kandinsky findet CHRIZI ihre eigenen Formen und Farben – abstrakt, verspielt, geometrisch, impulsiv und peppt das Ganze noch mit fluoreszierenden Leuchtfarben auf.
Auch in der musikalischen Umrahmung fanden sich Spuren von „Farben“ und „Wünsch dir was“. Interpretiert durch Andrea und Samuel Rübsam von der FUXBAND wurden passend zum Thema der Ausstellung Titel vorgetragen, die hervorragend ausgewählt waren und vorgetragen wurden.
Stimmungsvolle Musik und grenzenlose Lust an Farben – fast wie früher. So spürten die extra farbenfroh gekleideten Gäste eine wiederkehrende Lebensfreude nach dem langen Jahr des Pausierens.
In ihrer Ansprache zum Förderverein machte die Vorsitzende des Fördervereins Doris Heim auf weitere Projekte aufmerksam und eröffnete anschließend die Ausstellung, die noch bis 30. Juli zu sehen ist.
„Jeder ist ein Künstler“, sagte schon Joseph Beuys. Das zeigen beispielsweise im Oktober dann auch Erhard Röhr und seine Malerinnen des Öl-Malkurses. Zuvor ab 27. August wird die Berliner Künstlerin Dikla Stern in der ANNELIESE DESCHAUER Galerie „Die Sterne von Geisa“ präsentieren.
Ein wunderbarer, gelungener Abend inspirierte und überraschte die Besucher und war ein buntes Licht am Ende des grauen Tunnels dieser Wochen.