Gastbeitrag von Julia Otto
Am vergangenen Samstag lockte die Premiere des ersten Schlepperkinos ein PS-starkes Publikum auf den Festplatz in der Aue nach Kaltennordheim.
Aus allen Richtungen rollten die schweren Arbeitsgeräte zum bevorstehenden Kino-Erlebnis, meist moderne allradgetriebene Hightech-Traktoren mit voll klimatisierter Kabine, doch mittendrin fanden sich auch ein paar ältere Schätzchen.
Zum Kinderkino tuckerten als Erstes im Doppelpack Thomas Rauch aus Kaltennordheim mit seinem Bungartz Weinbergschlepper und Sohn Luca nebenher, mit eigens elektrisch angetriebenen Kinder-Traktor auf den Platz.
„Den Trettraktor gibt es normalerweise nicht in der Ausführung. Die Vorderlichter, Rücklichter und Rückfahrscheinblinker habe ich selbst eingebaut. Eine Unterbodenbeleuchtung soll noch folgen. Dafür hatte ich aber bisher noch keine Zeit“, erzählt Thomas Rauch
Jedes Kind, das das Schlepperkino mit seinem Spielzeugtraktor, einem gemalten Schlepper oder einem Traktor-T-Shirt, besuchte, bekam eine kleine Überraschung von agrarKIDS.
Helmut Strauß aus Kaltennordheim erreichte auf einem ganz außergewöhnlichen Gefährt den Festplatz. Seine Zugmaschine (Marke: Eigenbau) von 1988 ist ein Stück DDR-Geschichte. Auf die Neuzulassung des Kennzeichens von 2008 ist der Tüftler besonders stolz.
„Mit dem neuen VW Golf-Motor – den ich selbst eingebaut habe –, fährt der Multicar statt 6 km/h nun ca. 40km/h und ist somit auch auf der Straße zulässig“ so Strauß.
Lorenz Schatt aus Springstille hatte mit seinem Claas Arion 620 die weiteste Anreise. Er hatte 44 Kilometer zurückgelegt, um bei der Kinopremiere dabei zu sein.
Um 15 Uhr begrüßten die Veranstalter, Bürgermeister Erik Thürmer aus Kaltennordheim, Ortsteilbürgermeister Stephan Heym von Kaltennordheim, die Initiatorinnen Melanie und Katrin Dänner von der Vereinigung – LANDWIRTSCHAFT VERBINDET- LsV- e.V. (i.G), Junglandwirt Johannes Schuchert und Pfarrerin Silke Wöhner aus Dermbach die Besucher zu dem Film „Winnetous Sohn“.
In einer bewegenden Rede erklärte Melanie Dänner, welche große Rolle die Landwirtschaft in der Gesellschaft spielt.
„Das Popcorn, was wir hier verkaufen, ist aus Mais, das Bier ist aus Hopfen und das Eis aus Milch. Für all diese Produkte wird jeden Tag, 7 Tage die Woche rund um die Uhr, 365 Tage hart gearbeitet.“, so Melanie Dänner.
Anschließend bedankte sie sich bei allen Besuchern, dass sie zu der Veranstaltung gekommen sind und damit ihr Interesse an der Landwirtschaft zeigten. „Denn genau das ist wichtig“, erklärt Melanie Dänner.
Für das leibliche Wohl an diesem Tag sorgte das Team „Zur guten Quelle“ aus Kaltensundheim mit Gegrilltem vom Rost. An Popcorn wurde genauso gedacht wie an die Rhöner Bierspezialitäten der Kaltennordheimer Rhönbrauerei, die ebenfalls vertreten waren.
Die technische Ausrüstung und den „GlobalStreamer“, aus dem sich die 19 Quadratmeter große LED Video Leinwand in die Höhe erstreckte, stellte David Nolte vom Rhönkanal zur Verfügung. Die Tonübertragung lief über eine Frequenz des Schlepperadios, für alle Besucher vor der Bühne gab es zusätzlich eine Lautsprecherbox.
Die Filmlizenzen sponserte der Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach.
Zur Abendvorstellung um 18 Uhr appellierte Bürgermeister Erik Thürmer an alle Besucher, „Viele Landwirte müssen Ihre Produkte unter dem Erzeugungspreis verkaufen, weil Verbraucher hinters Licht geführt werden und auf billige Produkte aus dem Ausland setzen“, erzählt er.
„Aufklärung ist wichtig, dass wir uns als Konsumenten so verhalten können, dass die Landwirtschaft am Ende die ernährt, die hier arbeiten“, so Erik Thürmer.
Dem schloss sich auch Pfarrerin Franziska Freiberg aus Dorndorf an. „Ich glaube, Landwirtschaft und Kirche, das passt gut zusammen. Denn wir wollen das Gleiche. Wir wollen Reden, Handeln, ein Zeichen setzen und wertschätzen, was Gott uns geschenkt hat“, so Freiberg.
Nachdem die Vorstände des LSV Thüringens, Holger Klopfleisch aus dem Ilmkreis und Ronny Lätzer aus Greiz vom Verband LSV Thüringen ein Statement über die aktuelle politische Lage in der Landwirtschaft abgegeben hatten, hieß es Schlepperscheinwerfer aus und Film an für den Actionfilm „Bank Job“.
Statt Applaus gab es am Ende ein akustisches Hupkonzert.