Gastbeitrag von Katja Schramm
Die Kerze brennt nicht, die Stühle sind unbesetzt und über den einladenden Spruch auf der Serviette darf sich derzeit kein Gast freuen. Eine Begrüßung mit den Worten „Schön, dass Du da bist“ können Gastwirte und Hotelbetreiber nicht aussprechen.
„Der Ofen bleibt kalt. Wie lange noch?“
Seit Wochen sind Cafès, Kneipen, Restaurants und Hotels geschlossen, die Gasträume verwaist. „Der Ofen bleibt kalt. Wie lange noch?“, fragen sich auch Horst Dittmar und Christian Goldschmidt-Dittmar vom Hotel „Zum Löwen“ in Kaltennordheim.
Jeder, der an dem traditionsreichen Landhotel vorbeikommt, erfährt vom Protest der Gastwirte, ahnt den Frust und die Verzweiflung beim Lesen der Zeilen, die dem Aufsteller auf dem Bürgersteig zu entnehmen sind.
„Wo bleibt die zugesagte Unterstützung?“
Diese, die Horst Dittmar beantragte, nachdem von der Politik eine „unbürokratische Soforthilfe für den Mittelstand“ versprochen wurde.
Der erste Anlauf des Hotelbesitzers, nach staatlicher Anordnung zur Schließung, ging beim Landratsamt Schmalkalden-Meiningen Mitte März ein. Leider ohne Erfolg mit der Begründung, „dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichen“.
Horst Dittmar wurde gebeten, sich an die Thüringer Aufbaubank zu wenden.
„Immerhin bekamen wir eine Rückmeldung.“
Auf ein Lebenszeichen der Aufbaubank wartet er hingegen bis heute. Obwohl der Antrag fast vier Wochen her ist. Derweil laufen die Nebenkosten natürlich weiter, sagt Horst Dittmar verzweifelt.
Und diese sind erheblich bei einem Haus mit 30 Hotelbetten, 65 Sitzplätzen im Restaurantbereich und 60 im Biergarten. Um die monatlichen Belastungen bezahlen und das Hotel weiter führen zu können, „reicht die niedrige Altersrente bei Weitem nicht aus“.
Dabei war der 67-jährige Hotelinhaber erleichtert, „endlich alle Kredite getilgt zu haben“ bei einem Kreditvolumen von knapp 500.000 Euro. Endlich, nach 30 Jahren „keinen Druck mehr zu verspüren“, sollte eigentlich ein Glücksgefühl auslösen. Und dann kam alles anders. Seit 16. März ist das Hotel geschlossen.
Zu einem Zeitpunkt als die Hauptgeschäftszeit starten sollte. „Ostern und Pfingsten machen 60 Prozent des Jahresumsatzes aus.“ Keine Urlauber, keine Feierlichkeiten, keine Tagesgäste, kein Stammtisch.
Dabei wäre es in ihrem Haus überhaupt kein Problem, die Tische drinnen und draußen so zu platzieren, dass die Gäste weit genug auseinandersitzen könnten.
„Niemand würde miteinander in Berührung kommen“
Doch jetzt vergehen die Wochen und Monate, ohne Gäste und somit ohne Umsätze. „Was verloren ist, bekommen wir nicht mehr in die Kasse.“ Bei dem geringen Verdienst sei es außerdem ebenfalls nicht möglich ausreichende Rücklagen zu bilden, meint Horst Dittmar und verweist auf die Investitionen, „die dauerhaft nötig sind“.
Um den Hotelbetrieb aufrecht zu erhalten, sei ihm „völlig klar gewesen“, dass er als Inhaber „auch in der Rentenzeit arbeiten muss“. Kein Problem. Schließlich hängt Horst Dittmar an dem traditionsreichen Landhotel, welches seit 70 Jahren in Familienhand ist.
Dieses Jubiläum wollten die Gastwirte in diesem Jahr gerne mit vielen Gästen feiern. Doch daraus wird nun leider erst einmal nichts. Bleiben die Hoffnung und Zuversicht auf eine baldige Verbesserung der Situation. Zumindest auf „zuverlässige und verbindliche Zusagen der Politik hinsichtlich der finanziellen Unterstützung“.
Dass die „politischen Versprechen eingehalten werden“ ist der dringende Wunsch von Horst Dittmar und Christian Goldschmidt-Dittmar. Damit am Ende der Corona-Krise die Kerzen auf den Tischen wieder brennen und die Gäste mit den Worten „Schön, dass Du da bist“ willkommen geheißen werden können.